Kulturpilz gegen Schimmel. Zwei Champions.

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Till
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Kulturpilz gegen Schimmel. Zwei Champions.

Beitrag von Till » Montag, 03. März 2008 12:23

Hallo,

ich möchte euch mal meine Erfahrung von dem Kampf Schimmel gegen Kulturpilz berichten und euch dabei zwei wahre Champions vorstellen, den Limonenpilz und den Gelbstieligen Muschelseitling (Panellus serotinus). Da wir alle mit Schimmel zu kämpfen haben, fand ich, wäre es mal ein interessantes Thema im Forum hier, die Erfahrungen zusammenzutragen, wie welcher Pilz mit Schimmel fertig wird. Jedenfalls gibt es wohl ein paar richtige Kämpfer unter den Pilzen, bei denen man keineswegs eine Kultur wegwerfen muss, auch wenn sie noch so verschimmelt ist.
Der erste Kandidat ist der Gelbstielige Muschelseitling. Er ist zwar ziemlich fade im Geschmack, aber dafür recht vital. Ich habe mir einen aus dem Wald mitgebracht, von dem ich Sporenwasser erzeugt habe, indem ich einfach Leitungswasser durch die Lamellen habe laufen lassen. Das Wasser habe ich dann auf zuvor sterilisierte Sägespäne gegossen. Wie zu erwarten, war diese Mischung aber alles andere als steril und es keimten nicht nur die Sporen des Seitlings aus, sondern auch reichlich grün-blauer Schimmel. Ich weiß nicht, wie dieser Schimmel genau heißt, kann ihn nur beschreiben. Er bildete keine Fäden oder Haare sondern wuchs ziemlich flach, bildete dabei aber einen recht dichten grünen Belag auf den Sägespänen, der etwa 50% von dem Substrat ausmachte. Eigentlich hielt ich die Kultur für gescheitert, habe sie aber doch nicht gleich weggeworfen, weil mich interessierte, was weiter in dem Glas passierte. Und zu meiner Überraschung verdichtete sich nicht nur das Myzel des Seitlings sondern wuchs auch recht unbefangen in den Schimmel ein, der dabei zunehmend verdaut wurde. Jedenfalls wurde er ganz überwuchert, verlor dabei seine grüne Farbe und wurde schließlich so weit verdaut, dass auch die Erhebungen, die der Schimmel gebildet hatte, verschwanden. Sieht man sich jetzt die Kultur an, so erblickt man nichts als ziemlich blanke Sägespäne, die aber mit Myzel durchwachsen sind, wie man an den einzelnen Verbindungen und an der kräftigen Wachstumszone erkennen kann, mit dem das Myzel sich weiter im Glas ausbreitet. (Ich habe überhaupt festgestellt, dass die Pilze zunächst ein sehr kräftiges Myzel ausbilden, das auch durch die Luft wächst. Wenn dieses Myzel aber älter wird, so bildet es anscheinend alle Fäden zurück, die durch die Luft gehen und keinen Substratkontakt haben, so dass man manchmal meinen könnte, die Sägespäne seien gar nicht durchwachsen. Das passiert freilich nur, wenn das Substrat sehr locker ist. Bei gepressten Sägespänen beobachtet man eher eine Verdichtung des Myzels.)
Der gleiche Pilz bewies sich auch im Kampf mit einem anderen Schimmel als siegreich. Und zwar habe ich ihn in einem anderen Glas auch auf Sägespänen geklont. Das Myzel wuchs zunächst lange Zeit ohne Konkurrenz durch das Substrat. Irgendwann, wohl weil ich das Glas zu oft geöffnet habe, hat sich aber in einigen Bereichen des Glases Köpfchenschimmel gebildet (also dünne Haare mit winzigen schwarzen Köpfchen). Mich verblüffte nun die geradezu intelligente Weise, wie der Muschelseitling den Schimmel fertig machte. Zunächst wuchs er bis an die Grenze des Schimmels heran. Dann bildete er dort eine dichte undurchdringliche und scharf abgegrenzte Haut von Myzel aus (ca. 0,5-1mm dick), mit der er sich gegen den Schimmel abkapselte. Nachdem die Haut entstanden war, ging er dann zum Angriff über, indem er aus dieser dichten Myzelschicht ein kräftiges Dickicht von Hyphen in den Schimmel trieb. Nach wenigen Tagen war vor lauter Muschelseitlingshyphen von dem Schimmel nichts mehr zu sehen. Auf diese Weise hat der Pilz einen etwa Ei-großen Schimmelherd vernichtet. Wie gesagt, mich verblüffte das intelligente Vorgehen: Erst sich selbst abschotten, falls der Schimmel zum Gegenangriff ausholt, dann aus sicherer Position den Schimmel auffressen. Mittlerweise ist das ganze Glas in der Hand von einem sehr dichten Myzel des Muschelseitlings.
Mein zweiter Held im Kampf gegen den Schimmel ist der Limonenpilz. Ich habe mir vor kurzem im Internet Impfdübel bestellt und sie in Gläser mit zuvor sterilisiertem Sägemehl gesteckt. Obwohl ich diese Gläser samt Inhalt 40 min im Schnellkochtopf gekocht hatte, bildetet sich schon nach 2 Tagen reichlich Schimmel in ihnen. Dies lag vermutlich daran, dass ich kurz zuvor alte Baustellenbretter in dem Raum abgehobelt hatte und dadurch die Luft mit Schimmelsporen gesättigt war. Jedenfalls wurde das Glas mit atemberaubender Geschwindigkeit (3-4cm / pro Tag) von relativ einzeln stehenden Hypen durchzogen, die kurz danach grüne Kügelchen von 1-2mm Dicke ausbildeten. Teilweise war der Abstand dieser Kügelchen etwa 1cm, teilweise, vor allem am feuchteren Boden, lagen sie aber auch dicht an dicht. Es hat den Anschein, als sei der Schimmel nur eine einzige Spezies. Auch diese Kultur hielt ich für gescheitert, wollte aber doch wissen, was weiter passierte. Der Schimmel wuchs aus einem merkwürdigen Grund nicht mehr weiter, der Limonpilz jedoch hatte nun auch ausgetrieben und machte sich mit 1cm pro Tag auf den Weg durchs Glas. Zu meiner Verblüffung ließ er sich in seinem Wachstum von den Schimmelkolonien überhaupt nicht bremsen. Fast möchte man das Gegenteil behaupten. Sobald er an eins der Kügelchen stieß, verdichtete sich das Myzel und umsponn sie, wobei es mit ungemindeter Geschwindigkeit weiter ins Substrat wuchs. Die Sporen besetzten Schimmelkügelchen wurden zunächst durch das Limonenpilzmyzel weiß überzogen, ließen aber noch die Farbe der Schimmelsporen durchscheinen. Im Laufe von ca. einer Woche schrumpften sie dann aber ein, um schließlich gänzlich zu verschwinden. D. h., der Limonenpilz hat sie nicht nur überwuchert, sondern vollständig verdaut. Interessanterweise bildete sich sein gefräßiges Myzel danach aber ebenfalls zurück, so dass man am Ende nicht einmal mehr ein Knötchen von Limonenpilzmyzel zu sehen war (teilweise blieben Pünktchen von ca. 0,1mm Größe). Dies ist, wie gesagt, eine Beobachtung die ich bei lockeren Substraten auch sonst gemacht habe. Viele Pilze scheinen aus Gründen der Effizienz alles eigene Myzel abzubauen, dass nicht mehr dem Nahrungserwerb dient, das also nicht mit Substrat verbunden ist, aber auch nicht nötig ist, um Nährstoffe zu transportieren (wie z. B. Rizomorphe). Von den zwei Gläsern mit Limonenpilzen hat ein Myzel heute die letzten Reste sehr dichten Schimmels umsponnen, im anderen Glas wird der Pilz noch ein paar Tage mit fast massiven Schimmelpolstern zu kämpfen haben. Aber abschrecken lässt er sich bisher durch nichts.
Der selbe Limonenpilz war auch siegreich im Kampf mit einem anderen Schimmel. Und zwar bildete sich in einer dritten Kultur oberflächlich grüner Schimmel (keine Haare, keine Kügelchen, nur Polster). Eigentlich hätte ich ihn abgekratzt, aber da ich den Erfolg des Pilzes schon kannte und da das Myzel vom Limonenpilz stellenweise schon die Oberfläche des Substrates erreicht hatte, tat ich nichts. Und tatsächlich war das auch besser so. Der Pilz wuchs hemmungslos unter den Schimmelrasen her, verdichtete dich in dem Substrat und überwucherte dann sämtliche Schimmelpolster. Zur Zeit sieht man nur noch an kleinen isolierten Ecken einzelner Sägespäne Reste von Schimmel. Sie sind für den Limonenpilz aber offenbar so wenig gefährlich, dass er sich nicht einmal die Mühe macht, sie zu umspinnen. Nur beiläufig geschieht dies hier und da. Der LImonenpilz konzentriert sich auf das Substrat und wird dort mit jedem Tag kräftiger und dichter.

Soweit meine Erfahrungen. Ok, ich weiß, es ist eigentlich peinlich, wenn man solch vergammelte Kulturen hat (ich habe aber auch etliche, die nie Schimmel hatten). Aber der Wissensgewinn ist enorm, wenn man solche Kulturen nicht gleich wegwirft. Daher mein Rat: Bevor ihr solche Kulturen wegwerft, dokumentiert doch, ob und wie der Kulturpilz mit dem Schimmel kämpft. Der erstaunliche Erfolg den meine zwei Spezies hatten, liegt übrigens vermutlich auch an dem Substrat. Schimmel ist auf Holz einfach unterlegen. Hätte es sich um Körnerbrut gehandelt, hätte er womöglich gewonnen. Es kann auch sein, dass es sich in den beschriebenen Fällen um einen harmloseren Schimmel gehandelt hat und andere Spezies den beiden Kulturpilzen doch zugesetzt hätten. Aber immerhin, drei Schimmelsorten konnte ich schon mal beschreiben, die von den Pilzen gefressen wurden.

Nun würde mich interessieren, welche Erfahrungen ihr auf dem Gebiet gemacht habt. Ich denke, das ist auch eine Ermutigung für Neulinge. Für so Leute ist es doch einfach frustrierend, wenn man immer nur liest, man müsste Perfektionist sein, um Pilze züchten zu können. Wir wollen zwar eigentlich so arbeiten, dass Schimmel erst gar nicht aufkommt. Aber wenn das doch passiert, dann ist es interessant zu wissen, wie es um die Überlebenschancen der Kultur steht.

Gruß, Till
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Beitrag von AndreasTyrol » Montag, 03. März 2008 15:28

Hallo Till :)
Ok, ich weiß, es ist eigentlich peinlich, wenn man solch vergammelte Kulturen hat
Keineswegs!

Ich hatte auch schon vor, ein solches Experiment zu starten.
Und zwar nicht nur Kulturpilz gg. Schimmel, sondern auch Kulturpilz gg. verschiedene Arten von Bakterien.

Es ist ja bekannt, dass der Austernpilz Bakterien zum Fressen gern hat. :)
Bei Pilz gg. Pilz ist es eher ein gegenseitiger Kampf, wobei beide Antibiotika (Fungizide) ausscheiden, um den gegnerischen Pilz zu hemmen.

Dein Bericht ist sehr interessant! 8)

Mehr dazu in den folgenden Tagen (ich schreibe meine Beiträge meist offline ...) Bild


Grüße von Andre.
Christoph
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Beitrag von Christoph » Montag, 03. März 2008 16:03

AndreasTyrol hat geschrieben:Hallo Till :)


Bei Pilz gg. Pilz ist es eher ein gegenseitiger Kampf, wobei beide Antibiotika (Fungizide) ausscheiden, um den gegnerischen Pilz zu hemmen.

Grüße von Andre.
Ähem... Antibiotika und Fungizid ist ein kleiner Unterschied;) Das erstere wirkt gegen Bakterien, letzteres gegen andere Pilze;).
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von AndreasTyrol » Montag, 03. März 2008 16:39

Hallo Chris! :)

Christoph hat geschrieben:Ähem... Antibiotika und Fungizid ist ein kleiner Unterschied;) Das erstere wirkt gegen Bakterien, letzteres gegen andere Pilze;).
Ja das ist mir bekannt. :)

So werden diese Wörter im normalen Sprachgebrauch (und in der Medizin) verwendet.

Es ist nur so, dass in der mykologischen Fachliteratur auch gegen Pilze wirksame Mittel oft als "Antibiotika" bezeichnet werden. Um Unklarheiten auszschließen, habe ich deshalb "Fungizid" in Klammer oben im Beitrag hinzugefügt. (Allerdings wird dadurch die Verwirrung erhöht, statt beseitigt, wie ich jetzt merke ... :? )

Ich vermute mal, dass das Wort "Antibiotika" dabei als Oberbegriff verwendet wird, wobei man vom wortwörtlichen Sinn ausgeht: anti = gegen; bios=Leben. Also ein Mittel das generell gegen Lebewesen gerichtet ist. (Somit wäre auch eine Handgranate ein "Antibiotika" :).)

(Auch ich musste 2 x hinschauen, als ich diese Verwendung in der Literatur von "Antibiotika" gesehen habe. Ich kann dir gern ein Beispiel posten, wenn du es nur "ungern" glaubst.)


SG von Andre.
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Beitrag von Christoph » Montag, 03. März 2008 17:10

AndreasTyrol hat geschrieben: (Somit wäre auch eine Handgranate ein "Antibiotika" :).)
:lol:
Ist schon okay, ich glaube dir natürlich. Ich dachte nur, dass du vllt einfach was durcheinandergebracht hast beim Schreiben. Wir wollen ja unsere Neulinge nicht allzu sehr verwirren;).
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Montag, 03. März 2008 17:10

wie andreas schon richtig beschrieben hat

ist

antibiotika im ursprünglichen sinne ein stoff der das Lebendwesen tötet...

nur wird heutzutage antibiotika in verbindung mit Bakterien gabracht

um das korrekt auszudrücken
bakterien ->bakteriezide
pilze -> fungizide...
Till
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Ein paar Bilder von den Versuchskulturen

Beitrag von Till » Donnerstag, 22. Mai 2008 13:56

Hallo,

nach längerer Abwesentheit hier im Forum melde ich mich mal wieder zurück, um euch ein paar Bilder von meinen Versuchskulturen zu zeigen. Von dem Panellus serotinus habe ich mittlerweile ein paar beeindruckende Fotos, die jeden davon überzeugen sollten, dass dieser Pilz gegen den grünen Schimmel absolut imun ist.
Hier die Fotos: http://www.file-upload.net/download-867 ... m.zip.html
Man sieht hier, wie ein Myzel, das ich aus Sporen vermehrt hatte, sich genüsslich durch ein dicht verschimmeltes Substrat aus Brotkrümeln, Buchenspänen und Kaffeesatz hindurchfrist. Der Pilz versucht noch nicht einmal sich abzuschotten. Nur größere Brotkrumen umgeht er, jedoch ohne Berührungsängste. Im Laufe von weitern 2-3 Wochen hat er auch diese nun verdaut.
Leider kam ihm dabei ein Befall von Trauermücken in die Quere. Die Maden habe ich getötet, indem ich die Kultur 2 Stunden ins Tiefkühlfach gelegt habe. Dem Pilz hat es nichts ausgemacht, die Puppen der Trauermücke waren ebenfalls unbeeindruckt. Mittlerweile ist die Kultur aber wieder mückenfrei. Nur hat sich der Pilz gegen die einst von Maden befallenen Stellen abgeschottet und dann nur noch den Schimmel im Zentrum seines Myzels verdaut.

Ich habe übrigens noch einen Panellus geklont. Er sieht vom Wuchsverhalten und morphologisch dem bitteren Zwergmuschelseitling zum Verwechseln ähnlich. Nur ist er nicht bitter, sondern schmeckt angenehm pilzig und dabei sehr scharf. Ob das eine lokale Variante des bitteren Zwergmuschelseitlings ist oder eine eigene Art? Jedenfalls ist sein Myel auch sehr schimmelfest. Meine Versuche mit dem Pilz stecken aber noch in den Anfängen. Ich muss erst mal einiges an Myzel vermehrern.

Vielleicht sollte man sich auch erwerbsmäßig für Panellusarten interessieren. Teure Sterilisationen könnte man sich dann nämlich sparen.

Der Limonenpilz gibt mir allerdings einige Rätsel auf. Hier erst einmal die Bilder: http://www.file-upload.net/download-867 ... m.zip.html. Wie man sieht, hat sich in den Gläsern ein dichtes Myzel gebildet - die Myzelknötchen sind übrigens verdauter Schimmel. (Zuletzt hat das Myzel sich um die Schimmelknoten doch nicht mehr vollständig zurückgebildet.) Aber das Myzel hat sich gegen den oberen Bereich abgeschottet. Teilweise hat es an den Abschottungslinien auch eine gallertige leicht gelbliche Masse ausgeschieden (zu sehen in einer kleinen Kammer auf einem Bild). Das Seltsame ist, dass der Pilz ursprünglich von oben nach unten durch das Substrat gewachsen war. Die Bereiche, die jetzt verlassen sind, waren also anfangs auch dicht durchwachsen. Die Bereiche, wo das Myzel jetzt aber dicht ist, wurden nicht nur zuletzt durchwachsen, sondern waren auch am dichtesten mit Schimmel besiedelt. Ob die Schimmelgifte dem Myzel doch zugesetzt haben und es sie nun nach außen abscheiden will? Vielleicht hat es sich nur deshalb aus dem oberen Teil zurückgezogen, weil der Teil mit der Außenwelt in Verbindung steht. Ein kräftiger Regenschauer würde dort in der Natur alle abgeschiedenen Gifte wegspülen. Aber vielleicht habt ihr noch andere Ideen.
Was mich ansonsten noch wundert, ist, dass keine Limonenkultur bei mir fruchten wollte. Das einzige, was man erkennen kann, sind unförmige flache Gebilde auf der Substratoberfläche. Was auf dem Bild schlecht zu sehen ist: sie sind dicht mit winzigen Warzen übersäht. Erst dachte ich, das seien Ansätze von Primordien. Aber sie differenzieren sich nicht weiter. Mittlerweile frage ich mich schon, ob der ebay-Mensch mir überhaupt Limonenpilze verkauft hat. Dass es sich um Pilze handelt, die erst nachträglich in die Kultur eingedrungen sind, halte ich für unwahrscheinlich. Dem Schimmel ist das Eindringen zwar auch gelungen, aber ich hatte die Sägespäne im DDKT sterilisiert und das Myzel wuchs ziemlich gleichmäßig und schnell heran, was doch beim Keimen von Luftsporen gar nicht zu erwarten wäre. Mich würde mal interessieren, wie ihr die knotigen Gebilde deutet.

Jedenfalls finde ich die Beobachtungen interessant. Hoffentlich habe irgendwann auch mal Pilze zum Essen. Gefruchtet hat bei mir nur ein Shitake. Die Austernkulturen waren trotz teilweise schönem Myzel allesamt bittere Enttäuschungen. Vielleicht hilft mir ja das Buch von Lelley, das ich mir gestern ausgeliehen habe und dass ich demnächst auch mal für alle im Forum digitalisieren will.

Viele Grüße, Till
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Donnerstag, 22. Mai 2008 16:52

:roll: och mensch mädels könnt ihr die bilder nicht einfach bei http://picr.de hochladen?

da könnt ihr nun bis zu zehn stück gleichzeitig hochladen...

und denn einfach den kompletten code hier reinkopieren

und das sieht dann so aus

Bild

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PS: deine bilder vom limonenseitling sind nicht da :wink:
Till
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Beitrag von Till » Donnerstag, 22. Mai 2008 18:08

Sorry, ich mache das zum ersten Mal. Hatte auch von einer eleganteren Lösung geträumt. Aber danke für den Tipp und das Hochladen.

Nun will ich's auch mal probieren. Wenn ich alles richtig gemacht habe, müssten jetzt hier die Bilder vom Limonenseitling kommen.

Bild

Bild

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Alles sichtbar? Dann mache ich es demnächst immer so.
(Die Bilder vom Limonenseitling müssten aber auch vorher dagewesen sein. Ich konnte sie eben runterladen.)

Gruß, Till
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Beitrag von Till » Donnerstag, 22. Mai 2008 18:13

Hmm. Ich bin begeistert.
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 22. Mai 2008 18:57

Hallo Till,


schön, mal wieder was von dir zu lesen!

Zu den Panellis kann ich nichts sagen, hatte aber schon immer vermutet, daß Wildpilze besser mit Schimmel zurechtkommen, als Stämme, die schon Jahrzehnte der Inzucht unter sterilen Bedingungen hinter sich haben...

Zum Limonenpilz:
Also die letzten drei Bilder sehen für mich arg nach Shiitake aus. Braune Abgrenzungen würde ich bei Seitlingen nicht erwarten.
Die abgesonderten Tropfen kommem bei allen Pilzen immer mal wieder vor. Ob sie nun Kontis bekämpfen oder nur Ausscheidungen bei überschüssiger Feuchtigkeit sind, konnten wir bisher noch nicht klären.
Schau mal hier: Austern Clon Konti oder kein Konti?

Zu den Austern:
Schade, daß sie nicht so wollen. Waren auf Holzstücken, wenn ich mich recht erinnere. Vielleicht sind die draußen besser aufgehoben.
Versuch es doch mal auf Stroh. Dort fruchten sie meistens schon eine Woche nach kompletter Besiedelung des Substrats.
Kann aber auch sein, daß du einen Stamm erwischt hast, der nur bei tiefen Temperaturen fruchtet, so wie der hier:
winteraustern wollen nicht fruchten ....


Grüße, Carsten
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Beitrag von AndreasTyrol » Freitag, 23. Mai 2008 15:35

Hallo Till :)


vielen Dank für deine sehr interessanten Beobachtungen!

>Vielleicht hilft mir ja das Buch von Lelley, das ich mir gestern ausgeliehen habe und dass ich demnächst auch mal für alle im Forum digitalisieren will.

Das Buch von Lelley gibts bereits in digitalisierter Form die wahrscheinlich irgendwo im weiten www herumschwirrt. (Achtung: download natürlich illegal!) Also tu dir diese große Arbeit nicht an.

Übrigens sehen Primordien vom Limonenseitling so aus (Frage in PN von dir):

Bild


Schöne Grüße von Andre.
Till
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Beitrag von Till » Mittwoch, 04. Juni 2008 10:16

Danke für eure Tipps.
Tja, dann habe ich wohl doch keine Limonenpilze. Jetzt müsste man eigentlich den Titel von dem Beitrag ändern, oder? Ich müsste mal den Bruthersteller kontaktieren. Denn ich bin mir ganz sicher, dass ich mir keine Fremdpilze eingefangen habe, sondern das Myzel aus der gekauften Brut stammte. Vielleicht ist ebay doch nicht die beste Quelle für Brut...
Shitake sind das aber bestimmt nicht. Ich habe schon ganz viel Shitakemyzel vermehrt und denke, dass so Gebilde bei dem nicht vorkommen.
Immerhin bin ich mir bei dem Muschelseitling sicher, dass das Myzel auch wirklich von ihm ist. Ich habe ja gesehen, wie es auch den Pilzstückchen rauswuchs. Die Kultur aus Sporen muss auch wirklich Muschelseitling sein. Erstens verhält sich da Myzel genauso wie der Klon und zweitens wäre es doch ein Wunder, wenn in dem Substrat überall Sporen eines Großpilzes auskeimen, die aber nicht vom Panellus sind.
Mit den Austernpilzen muss ich wohl noch eine Weile experimentieren. An der Temperatur lag es wohl nicht. Ich habe die Stämme im Winter auf den Dachboden gestellt, der wochenlang unter 15°C hatte. Und Ansätze von Primordien bildeten sich ja auch. Vielleicht liegt es an CO2 oder an sonst einem Faktor. Dass Autern einfach sind, kann ich jedenfalls bis jetzt nicht bestätigen. Dass sie besonders tolerant gegen Kontis sind, sehe ich bei meinen Austern auch nicht. Da sind meine Shitake viel vitaler. Wahrscheinlich muss ich auch noch mit dem Austernsubstrat experimentieren oder einfach andere Pilzstämme verwenden.
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Beitrag von AndreasTyrol » Samstag, 07. Juni 2008 12:41

Hallo Till, :)


>Dass Autern einfach sind, kann ich jedenfalls bis jetzt nicht bestätigen. Dass sie besonders tolerant gegen Kontis sind, sehe ich bei meinen Austern auch nicht. Da sind meine Shitake viel vitaler. Wahrscheinlich muss ich auch noch mit dem Austernsubstrat experimentieren oder einfach andere Pilzstämme verwenden.

Ich bin ganz deiner Meinung und habe dem Austernpilz (P. ostreatus) auch das Prädikat "einfach" entzogen! :)
Ich persönlich nenne den Austernpilz nun "zickig", weil er doch ziemliche Probleme bei der indoor Kultur macht, besonders das CO2 macht Schwierigkeiten aber auch der hohe Lichtbedarf. Das ist ev. bei der Freilandkultur anders. Doch hat man dort mit vielen neuen Problemen zu kämpfen wie Schnecken und ungehinderter Zutritt von Trauermücken.
(Wer hat übrigens die letzte Folge von "Clever" gesehen? Schnecken sind allergisch gg eine sehr dünne Schranke aus Kupferfolie. Es reicht auch schon ein sehr dünner Kupferdraht über den die Schnecken nicht drüber kommen. Asche oder Sand macht ihnen dagegen gar nichts aus.)

Das CO2-Problem bei Austernpilz kann man vielleicht nach der "Roland-Methode" (viewtopic.php?p=8159#8159) umgehen, mal sehen was die zukünftigen Experimente dazu ergeben werden.

Es kann ruhig sein, dass dein Myzel doch ein ganz normaler Limonenseitling ist, aber halt nur keine zusagenden Fruchtungsbedingungen vorfindet. Holzschnitzel sind möglicherweise nicht besonders gut für die Indoor Kultur geeignet. (Vorsicht: Das habe ich aber nicht überprüft und es könnte so wie vieles andere einfach nur ein "Aberglaube" - Vorurteil sein!) Ich würde es an deiner Stelle mit Stroh als Substrat versuchen. Ganz ideal funktioniert bei mir die Methode ein (kleines) Glas Limonenseitling-Weizenkörnerbrut (100 g) unter ein mit sterilsiertem Stroh angefüllten Gurkenglas (3 L) zu mischen, Frischhaltefolie oben drauf mit einigen Luftlöchern. Dunkel durchwachsen lassen und sobald das Substrat ganz durchwachsen ist (1 Woche - 10 Tage, Limonenseitling = wärmeliebend, z.B. 26 °C) runter mit der Folie und im Zimmergewächshäuschen bei hoher Luftfeuchte + viel Licht fruchten lassen. CO2 hat keine Probleme gemacht (bei den gleichzeitig daneben stehenden Austernpilzen aber schon!).


VG von Andre.
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Beitrag von Mycelio » Samstag, 07. Juni 2008 14:23

Hallo zusammen,
AndreasTyrol hat geschrieben:Das ist ev. bei der Freilandkultur anders. Doch hat man dort mit vielen neuen Problemen zu kämpfen wie Schnecken und ungehinderter Zutritt von Trauermücken.
Die Trauermücken stellen bei mir draußen kein Problem dar, die werden von Spinnen und Hundertfüßlern gefressen. Sie verschwinden zwar nicht völlig, richten aber kaum noch Schaden an. Die trockene Luft im Moment ist schlimmer...


Grüße, Carsten
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