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von Till » Freitag, 04. Juli 2008 00:13
Hallo Carsten,
interessantes Experiment. Also ich glaube, es findet schon ein Austausch von genetischem Material statt. Jedenfalls verschmelzen Zellen von Hyphen, die sich berühren. Sonst leite ich das auch aus Bemerkungen von Lelley ab. Er schrieb, dass es bei fortlaufender Vermehrung durch Gewebekultur zu genetischen Veränderungen kommt, weil sich das genetische Material aufspaltet. Ähnliches muss auch hinter Bemerkungen stehen, die er zu Mehrsporenkulturen machte.
Ich erkläre mir das so: Ein normales Myzel von einem Basidiomyces hat zwei Zellkerne pro Zelle (sofern die Zellen überhaupt getrennt sind), die beide genetisch unterschiedlich sind. Wenn zwei Myzelien fusionieren, so verschmelzen teilweise die Zellen miteinander und die Zellkerne werden neu gemischt. Wenn so ein Myzel nun nach allen Richtungen wächst, so können sich genetisch unterschiedliche Myzelien bilden, weil die Zellkerne eben neu aufgeteilt wurden. Richtig mischen tut sich das genetische Material aber erst, wenn die beiden Zellkerne verschmelzen. Und das passiert erst bei der Sporenbildung. Wenn du die Kreuzung also zu Ende führen willst, dann müsstest du erst einmal Myzel aus der Mischzone vermehren. Wenn es wirklich unterschiedlich ist und dann noch Fruchtkörper bildet, bist du fast am Ziel. Unter den gebildeten Sporen sollten dann echte Kreuzungsprodukte sein, also Zellen, die das genetische Material der Ausgangsstämme in einem Zellkern vereinigen. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass die einzelnen Sporen wieder fusionieren, also wieder Myzelien mit zwei unterschiedlíchen Zellkernen bilden.
Wenn es dir gelingt so Pilze zu kreuzen, fände ich das schon sehr interessant. Einfacher ist es wohl, wenn du Einsporenkulturen erzeugst. D. h., du verdünnst eine Sporenlösung so stark, dass auf der Petrischale die einzelnen Sporen erkennbar getrennt keimen (was nicht ganz leicht ist, da sie gerne verklumpen). Dann solltest du männliche und weibliche Myzelien erhalten (bzw. + und - Myzelien oder gar vier Geschlechter). Wenn zwei verschiedengeschlechtliche Myzelien fusionieren, kannst du dir immer sicher sein, dass die entstehenden Fruchtkörper Kreuzungsprodukte sind. Denn ohne Fusion fruchten sie nicht.
Ich überlege mir gerade, wie man Art-Hybriden herstellen kann. Aber das ist wohl ziemlich schwierig - leider. Ich hätte da nämlich zwei interessante Kandidaten: zwei Panellus-Arten. Der eine bildet große Fruchtkörper, der andere hat einen scharfen Geschmack. Beide sind emun gegen grünen Schimmel.
Viele Grüße, Till
P.S.: Deine Gärungsexperimente finde ich auch toll.