Unbekannter Bovist. Ein Versuch

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Zitronenfalltür
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Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Zitronenfalltür » Mittwoch, 07. Juli 2021 16:04

Moin. Hab eben auf dem heimweg einige Boviste gefunden. Bestimmung steht noch aus. Könnten zu klein geratene Riesenbosviste sein, darum stell ich das hier mal 'rein. Aber da alle weißfleischigen Boviste / Stäublinge mit angenehmen Geruch essbar sind, probier ich den mal zu kultivieren.
IMG_2021-07-07-17-07-37-075.jpg
Mehr dazu später.

Grüße, Markus.
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von maddin » Mittwoch, 07. Juli 2021 17:49

hey

also die schuppen ganz rechts bei dem würden mich stutzig werden lassen. wie gross sind die denn?
wenn die schon apfelgrösse oder grösser sind könnte es echt von der trockenheit kommen und es könnten riesen sein.
sonst lieber finger weg.

lg maddin
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malda
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Mittwoch, 07. Juli 2021 18:37

Mit dem Riesenbovist hab ich beim Klonen schlechte Erfahrung gemacht....
Viel Erfolg!
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Zitronenfalltür
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Zitronenfalltür » Mittwoch, 07. Juli 2021 18:46

Danke, maddin.

Hab mal eben ganz altmodisch bei Dähnke nachgeschaut. Bei der Größe kommen nicht viele Arten in Frage.
Wenn nicht Riesenbovist, dann Hasenstäubling oder Lilafarbiger Stäubling. Oder irgendwas ganz exotisches.
Durchmesser größter Fruchtkörper 15 cm.
sonst lieber finger weg.
Keine Angst! Bei der Frage ob giftig oder nicht gibt es ein paar "Faustregeln": Stäublinge und Boviste sind (jung) essbar, wenn das Fruchtfleisch weiss ist, und nicht unangenehm (nach Leuchtgas) riecht.
Also auf jeden Fall für die Pfanne geeignet. Leider nur der kleine, die anderen beiden sind schon etwas schwammig :wink:
Essen will ich aber keinen. Einen lass ich bis zur Sporenreife liegen, den kleinen versuch ich zu klonen. Bin morgen wieder im Keller.

Edit:
@malda: Hab mich nur kurz durchgeklickt, sorry, les ich morgen noch. Versuch kostet nix, braucht auch nicht viel Zeit.
Kann man ja mal probieren :lol:

Grüße, Markus.
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Samstag, 17. Juli 2021 07:12

Kürzlich bin ich doch tatsächlich an etwas Riesenbovist Material gekommen. Ich hatte eigentlich ein eher schlechtes Gefühl, denn den hatte ich schon mal versucht zu klonen (erfolglos), aber wie üblich landet sowas auf Agar. Und dann hab ich nicht schlecht gestaunt. Schon am nächsten Tag konnte man deutlich Hyphen auf dem Pilzstück erkennen -> das ist das deutlich schnellste was mir bisher in meiner noch jungen Myko- Laufbahn untergekommen ist!
Und so wuchert das Stückchen nun vor sich hin - ich hoffe er wächst auch noch auf dem Agar....
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Mittwoch, 28. Juli 2021 07:28

Nachdem der Riesenbovist zunächst losgelegt hat wie die Feuerwehr, hat er nach meinem letzten Beitrag abrupt weiteres Wachstum eingestellt :shock:
Nun scheint es ganz langsam weiterzugehen und der Pilz „erobert“ den Agar – wieder so ein furchbar langsamer Kandidat....
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Zitronenfalltür » Mittwoch, 28. Juli 2021 13:21

Hat er sich zuerst selbst gefressen und mag die Mischung nicht so recht?

Meine Boviste hab ich im Rucksack vergessen...
Hab aber noch ein Exemplar gefunden, nicht mehr ganz taufrisch. Vielleicht einen Sud draus machen, einkochen und daraus einen Nährboden herstellen? Evtl. einen Versuch wert, wenn er sich so gerne selber frisst :?:

Grüße, Markus.
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Mittwoch, 28. Juli 2021 14:47

Zitronenfalltür hat geschrieben: Mittwoch, 28. Juli 2021 13:21 Vielleicht einen Sud draus machen, einkochen und daraus einen Nährboden herstellen? Evtl. einen Versuch wert, wenn er sich so gerne selber frisst :?:
Es scheint nichts ungewöhnliches zu sein, dass das Hyphen Wachstum zunächst einmal durch das Stück Pilz selbst unterstützt wird. Das scheint so bei der Glucke zu sein und auch beim Maipilz sieht man möglicherweise/vermutlich ähnliche Effekte. Übrigens wird beim Steinpilz in diesem Forum auch von einem Kannibalen Agar berichtet der gewisse Erfolge zeigt. Der Pilz sollte ja auch alles enthalten was der Pilz braucht. Was das allerdings genau ist und ob du das durch kochen nicht wieder zerstörst ist unklar. Aber ein Versuch ist's sicher wert! Alternativ kann man sich auch überlegen ob nicht ein Sud eines anderen Pilzes auch taugt, falls deine Bovist Menge nicht ausreicht...
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Zitronenfalltür » Mittwoch, 28. Juli 2021 14:58

Hallo malda.
Was das allerdings genau ist und ob du das durch kochen nicht wieder zerstörst ist unklar. Aber ein Versuch ist's sicher wert! Alternativ kann man sich auch überlegen ob nicht ein Sud eines anderen Pilzes auch taugt, falls deine Bovist Menge nicht ausreicht...
Das hab ich auch überlegt. Aber wie sonst steril kriegen? Geht wohl nicht anders...
Der olle Bovist trocknet in der Sonne. Zum Klonen wohl nix mehr, mach da aber gleich mal einen Sud draus. Dafür reicht es dicke.

Grüße, Markus.
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Mittwoch, 28. Juli 2021 15:06

Zitronenfalltür hat geschrieben: Mittwoch, 28. Juli 2021 14:58 Das hab ich auch überlegt. Aber wie sonst steril kriegen? Geht wohl nicht anders...
Doch, könnte gehen... Wenn's klappt berichte ich :wink:
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Zitronenfalltür » Mittwoch, 28. Juli 2021 15:18

Deine Idee? Mikrofiltration? Da fehlt mir die Ausrüstung.
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Mittwoch, 28. Juli 2021 15:21

Gaaanz kalt... :D
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Zitronenfalltür » Mittwoch, 28. Juli 2021 15:45

Hmmm. Da fällt mir noch UVC oder Ozon ein.
Magst du deine Idee verraten?

Hab den Bovist zeflückt, mit Wasser zerschreddert und gesiebt. Gleich wird noch filtriert und eingefroren.
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von Mycelio » Freitag, 30. Juli 2021 22:33

Ich denke auch, dass das zuerst sprießende Myzel mit Nährstoffen aus dem restlichen Gewebe versorgt wird, bis es bemerkt, dass es mit den ungewohnten Nährstoffen im Agar kaum etwas anfangen kann. Der Riesenbovist ist leider kein Holzpilz, der mit fast allem zufrieden ist.

Jedenfalls habe ich mich vorgestern und gestern abends aufs Rad geschwungen und frühere Fundorte abgeklappert. Ganz zum Schluß fand ich dann in einem Wäldchen im Volkspark Prenzlauer Berg einen ganz kleinen mit 5 oder 6 cm Durchmesser. Davon liegen schon ein paar Stücke auf einem mit Harnstoff, Sojamehl, Pepton und Strohextrakt aufgepeppten MEYA und es sprießen die ersten Hyphen aus den Klonstücken. Genaueres dazu in den nächsten Tagen.

Die Idee mit dem pürierten Pilzmaterial im Agar finde ich gut. Vielleicht sollte man das Pilzmaterial zuerst einfrieren und wieder auftauen? Dann hätte man schon einige Zellwände zerstört und mehr Inhaltsstoffe in der Brühe, bevor alles in den Mixer kommt und filtriert wird. Neben hitzeempfindlichen Stoffen können ja auch Mineralien und Spurenelemente eine Rolle spielen. Da meine Agarmischung auch für den Nelkenschwindling zum Einsatz kommt, habe ich vorsichtshalber darauf verzichtet und esse die Reste lieber selbst.
Auf Dietmars Idee bin ich aber trotzdem gespannt.
LG
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Re: Unbekannter Bovist. Ein Versuch

Beitrag von malda » Samstag, 31. Juli 2021 17:55

Mycelio hat geschrieben: Freitag, 30. Juli 2021 22:33 Jedenfalls habe ich mich vorgestern und gestern abends aufs Rad geschwungen und frühere Fundorte abgeklappert. Ganz zum Schluß fand ich dann in einem Wäldchen im Volkspark Prenzlauer Berg einen ganz kleinen mit 5 oder 6 cm Durchmesser.
daraus schließe ich, dass der Riesenbovist sehr standorttreu ist? Trotzdem erstaunlich - Du gehst gezielt auf Suche nach einem Pilz der nun wirklich nicht so oft zu finden ist und bringst ihn mit nach Hause. :shock:
Mycelio hat geschrieben: Freitag, 30. Juli 2021 22:33 Da meine Agarmischung auch für den Nelkenschwindling zum Einsatz kommt, habe ich vorsichtshalber darauf verzichtet und esse die Reste lieber selbst.
Das der Riesenbovist viel Stickstoff mag hatte ich schon auf Shroomery gelesen (Beitrag von Sporulator) - bin gespannt auf Bilder von Dir. Und den Stickstoff-reichen Agar hast Du auch für den Nelkenschwindling verwendet und der mag das?
Zitronenfalltür hat geschrieben: Mittwoch, 28. Juli 2021 15:45 Magst du deine Idee verraten?
Leider zeichnet sich ab, dass es wohl doch nicht so einfach zu sein scheint wie ich zunächst hoffte, (die folgende Idee habe ich nun schon ein paar Wochen im Kopf :( ).
Ich hole Mal etwas aus...
Irgendwie sind Folgezersetzer was die Medien/Substrate betrifft ja schon deutlich anspruchsvoller als die üblichen Holzpilze. Ohne jetzt wild zu spekulieren warum und wie die in freier Wildbahn ihr Plätzchen finde, habe ich mich gefragt was denen wohl helfen könnte ? Und da bin ich eigentlich zu genau dem Schluss gekommen den wir ja hier weiter oben auch schon hatten: Pilz sollte eigentlich Pilz beim Wachstum unterstützen.
Weiter sollte es ja nicht unbedingt der gleiche Pilz sein muss, denn so unterschiedlich werden Pilze schon nicht sein. Insbesondere die fundamentalen lebensnotwendigen Vitamine/Metabolite sollten mehr oder weniger in jedem Pilz vorhanden sein.
Ferner muss es ja nicht unbedingt ein Fruchtkörper sein. Auch im Myzel sollte alles fundamentale vorhanden sein. Da sind wir dann ganz schnell bei verbrauchten/vorbesiedelten Substraten. Und in der Tat funktionieren vorbesiedelte und dann autoklavierte Substrate durchaus. Vielleicht nicht für alle Pilze, aber die Glucke beispielsweise mag meinen KS vorbesiedelten Pferdemist und gleiches gilt für den Büschelrasling. Blöde bei der Sache ist, dass man die vorbesiedelten Substrate hitzebehandelt/ autoklaviert, um sie für andere Pilze besiedelbar zu machen. Das ist sehr unglücklich, denn beispielsweise Thiamin, das durchaus wichtig für viele Pilze ist (siehe auch Carstens Infos zum Riesenbovist) ist wohl sehr hitzempfindlich und wer weiß was man noch alles durchs autoklavieren zerstört. Also - so die Herausforderung - braucht man eine Methode bei der man vorbesiedeltes Substrat schonend abtötet.
Und jetzt sollten eigentlich die tropischen Pilze ins Spiel kommen. Was ich so gehört hatte sollen tropische Pilze ja extrem Kälte-empfindlich sein. Ja, sie sollen teilweise im Winter erst gar nicht versendet werden, weil sie ggf zu niedrigen Temperaturen ausgesetzt sein könnten. Das klang für mich ideal, denn das wäre genau der richtige Pilz zum vorbesiedeln! Der tropische Pilz besiedelt das Substrat, wird dann für ein paar Tage in den Kühlschrank gestellt und anschließend kommt der eigentlich gewünschte Pilz dazu. Möglicherweise könnte man sogar schon beimpfen kurz bevor der Pilz in den Kühlschrank kommt.
Das klingt in der Theorie erstmal zu schön und leider stellte sich heraus, dass mein tropischer Pilz sich leider nicht so verhält wie ich dies erhofft/erwartet habe. Ich hab mir also Calicybe indica alias "Milky Mushroom" besorgt. Das erste was ich untersucht habe war die Überlebensfähigkeit vom Myzel auf Agar bzw. Körnerbrut in Abhängigkeit von der Inkubationszeit bei 8°C. 8°C deshalb, weil ich's halt bei mir im Kühlschrank so habe. Ergebnis: ich kriege den Pilz bei dieser Temperatur nicht kaputt! Auch nach 7 Tagen 8° - egal ob Agar oder Korn - wächst der Pilz mehr oder weniger als wäre nichts gewesen.... von wegen Temperatur empfindlich!
Als nächstes habe ich mir angeschaut wie sich Milky Mushroom bewachsenes Substrat im Gefrierschrank verhält. Leider verhält sich der Pilz auch hier wieder erstaunlich robust. Auch nach mehreren (7) Tagen -20° wächst an vereinzelten Stellen am/im Substrat wieder Milky Mushroom (wenn er aufgetaut ist).
Leider verhält sich der Pilz also nicht so wie ich erhofft hatte und ist entgegen aller Infos die ich gefunden habe erstaunlich Kälte-robust. Letzte Chance wäre, dass ich das ganze nochmal mit 0-4°C teste, aber ich bin nicht sonderlich optimistisch und diese Temperatur ist für mich nicht so gut einzustellen. Oder ich mache mehrere Einfrier-Zyklen, was mir eigentlich gar nicht gefällt.
Vielleicht macht es mehr Sinn nochmal einen anderen Stamm/ Art zu verwenden. Der Reisstrohpilz (Volvariella volvacea) soll ja auch Kälte-empfindlich sein... oder hat jemand eine andere Idee? Oder noch viel besser einen wirklich Kälte-empfindlichen Stamm? Oder gibt es Bedenken, dass so etwas grundsätzlich geht /nicht geht? Für Input wäre ich sehr dankbar! :D
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