Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

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Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 05. Juni 2012 19:26

Hallo zusammen,

habe vor einer Weile Mycel von diesem Pilz bekommen und zusammen mit einem italienischen Züchter ein paar Experimente durchgeführt, welche wir hier dokumentiert haben:
http://www.shroomery.org/forums/showfla ... r/15892386
Für alle, die nicht so gut englisch verstehen, fasse ich mal zusammen:
Auf Getreide wächst das Mycel langsam, aber zuverlässig. Es reagiert sehr gut auf frühes Schütteln. Dadurch läßt sich die Besiedelung von mehreren Monaten auf wenige Wochen beschleunigen.
Auf Agar wächst es unregelmäßig und verwandelt es sich nach einer Weile in eine pudrige Masse, bleibt aber vital, ganz wie Mycel vom Schwefelporling.
Leider konnten wir noch kein geeignetes Substrat finden. Getestet wurde Stroh, Nadelkompost von einer Zeder, Nadelholzspäne, Hartholzspäne, sowie eine Mischung aus Kuhdung, Stroh, Laub und Kiefernnadeln. Einzig auf einem verbrauchten Pilzsubstrat auf Basis von Kokosfasern und Getreide kam es immerhin zu kläglichem Mycelwachstum, wobei aber nicht klar ist, ob es an den Kokosfasern, am enthaltenen Getreide oder am toten Pilzmycel lag.

Im Netz ist dummerweise nur sehr wenig zu finden. Es wird zwar erwähnt, daß Schwindlinge gute Ligninzersetzer sein sollen und in Hellmut Steinecks 'Pilze im Garten' ist davon die Rede, daß man Knoblauchschwindlinge im Kräutergarten ansiedeln könne, an einer schattigen, feuchten Stelle in humusreicher Erde, der Nadelstreu, Holzspäne oder zerkleinerte Zweige, sowie abgelagerter Kuhmist untergemischt wurden. Irgendwie sieht es aber so aus, daß noch irgendetwas wichtiges fehlt.
Zuletzt hatte ich Nadelstreu aus einem Fichtenwald getestet, eine Mischung aus Humus, Nadeln, Zweigen und Zapfen, aber auch hier kam es nicht zu einer Besiedelung des Substrates.

Ich werde die Experimente jetzt erstmal einstellen und das Mycel weitergeben. Wenn aber mal jemand im Wald über echte Knoblauchschwindlinge stolpert, wäre es toll, wenn er oder sie sich mal genauer anschaut, in welcher Tiefe sich das Mycel befindet und worauf genau es wächst, also frischem, leicht oder stark zersetztem Material.

Grüße, Carsten
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Re: Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

Beitrag von Tukker » Freitag, 21. September 2012 01:04

Hallo Carsten,

ganz so schwierig scheint mir das mit dem Substrat für den Knoblauchschwindling nicht zu sein.
Habe die humösen abgelagerten Fichtennadeln unter den Fichten meiner Nachbarin zusammen geharkt, befeuchtet, sterilisiert und mit der Brut von Dir beimpft.
Neben Fichtennadeln ist sicher auch etwas Erde und Vogelscheiße ins Glas gelangt.

Dem Knablauchschwindling scheint es geschmeckt zu haben.

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Gruß Harry II
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Re: Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

Beitrag von Mycelio » Freitag, 21. September 2012 11:46

Hallo Harry,

das ist ja mal ne tolle Nachricht!

Da frage ich mich jetzt, was ich damals mit meiner Fichtenstreu wohl falsch gemacht habe. Vielleicht hätte ich bloß tiefer graben sollen...

Gruß, Carsten
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Re: Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

Beitrag von Tukker » Montag, 24. September 2012 02:30

Hallo Carsten,

es sei noch erwähnt, dass die Fichtennadeln vorher schon mal pasteurisiert und mit Gartenkalk bestreut wurden. Das Substrat war ursprünglich für die unsterile Zucht von Waldchampignons vorgesehen. Vielleicht hat das ne` Rolle gespielt.
Jedenfalls habe ich hier auch Gläser mit Fichtennadelsubstrat in die der Pilz nur unzureichend eingewachsen ist.

Gruß Harry II
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Re: Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

Beitrag von Mycelio » Freitag, 05. Oktober 2012 15:41

Bin gerade auf einen alten Tintlings-Beitrag von Walter Pätzold gestoßen, wo der Knoblauchschwindling am Rande erwähnt wird. Der Autor schreibt von einer mehrmonatigen Reifezeit vor der Fruchtung.
http://www.tintling.com/inhalt/1998/Pil ... ertung.pdf

Gruß, Carsten
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SvenLittkowski
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Re: Echter Knoblauchschwindling - Marasmius scorodonius

Beitrag von SvenLittkowski » Sonntag, 25. November 2012 14:56

Ich hatte den Echten Knoblauchschwindling (Mycetinis scorodonius) oder den Kleinen Knoblauchschwindling (Marasmius scorodonius) vor ueber 20 Jahren mal in Berlin auf einer Wiese im Wald gefunden. Nicht sicher, welcher von den beiden es war. Mein Opa, der in vielen Pilzbuechern erwaehnt wurde, hatte mir damals den Namen "Knoblauchschwindling" genannt, dies war genug fuer mich damals (als Kind). Hatte ihn dann auf Anraten meines Opas getrocknet und pulverisiert, hat toll als Gewuerz getan.

Ich lebe heute in Jamaica. Aber zum Andenken an meinen geliebten Opa wuerde ich sehr gerne auch mal versuchen, den Knoblauchschwindling zum Wachsen zu bringen. Habt Ihr ein bischen Myzel fuer mich da? Dies wuerde sehr viel fuer mich bedeuten.
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Vielen Dank für Eure Zeit, Absicht, Mühe und Ideen. Grüße, Sven
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