Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

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ohkw
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Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Sonntag, 12. April 2020 13:50

Ich mache hier mal ein Unterthema für das Experiment auf.

Wie im andere Thread berichtet, habe ich meine Kultur von Jänner Februar mittels Auftragen einer Schicht nasser Fichtennadeln nochmals wiederbeleben können. Das hat offenbar ganz gut funktioniert und die Fruchtkörper sehen so aus als ob ich da Sporenabdrücke bekommen könnte.
Habe also Alufolie auf Espresso Untertassen gespannt und mit Spiritus abgeflammt. Das selbe mit gläsernen Espresso Tassen. Dann Pinzette und Skalpell ausgeglüht und den Stil von Fruchtkörpern entfernt und das ganze unter die Tassen gestellt.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Montag, 13. April 2020 11:20

Sporenabdruck nehmen hat jetzt im ersten Anlauf nicht ganz wie gewünscht funktioniert. War zu trocken unter der Tasse. Einer ist ganz getrocknet und hat keinen sichtbaren Abdruck hinterlassen, der andere hat einen leichten Sporenbelag hinterlassen, was mir aber zu wenig ist um damit einen Verdünnungsansatz zu starten, weil ich da in einem Rutsch halt gleich mal 8 Nährböden verbrauche.
Es ist noch jede Menge Material für Sporenabdrücke da, die Kultur fruchtet glücklicherweise wieder ganz massiv mit schönen großen Fruchtkörpern.

Im zweiten Versuch werde ich nur die Untertasse mit Desinfizieren und die Tassen mit kochendem Wasser füllen und das wegkippen und dann darüberstülpen, dann sollte das feucht genug sein.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von malda » Dienstag, 14. April 2020 06:51

Sehr spannend – lass uns bitte weiter daran teilhaben!
Wenngleich ich glaube, dass Dein Projekt viel Frustrationspotential hat...
Neue Alufolie zu behandeln (sterilisieren) ist übrigens nicht zwingend nötig, die scheint auch so schon ziemlich keimfrei zu sein. Bei meinen bisherigen Sporenabdrücken, die auf Agar kamen gab es keine Kontaminationen (ohne Alufolien-Vorbehandlung).
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Dienstag, 14. April 2020 16:31

Sporenabdruck hat scheinbar im zweiten Anlauf besser geklappt.

Habe jetzt acht Laborfläschchen genommen (mit jeweils einem Magnetrührfisch) und in sieben davon je 36ml dest. Wassser gefüllt (mit 10ml Einwegspritze mangels geeigneter Pipette).
In Das achte 60ml plus eine Messerspitze Spülmittel. Die Flaschen dann 45 min Autoklaviert (+ zwei weitere Einwegspritzen).

Nach dem Abkühlen dann vom Sporenabdruck mit etwas Spülmittellösung die Sporen aufgenommen (mehrfach aufsaugen und wieder drauf "pipettieren") und in die Flasche mit der Spülmittellösung gegeben --> 1 min am Magnetrührer durchmischen.
Dann Schritt für Schritt 4ml der Sporensuspension von Flasche zu Flasche pipettiert und in jedem Schritt 1 min auf dem Magnetrührer durchmischt so dass jeweils zehnfach verdünnt wurde.
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Nachdem die Verdünnungsreihe dann erzeugt war die zweite Einwegspritze genommen und angefangen von höchster Verdünnung bis zur ursprünglichen Spülmittellösung jeweils ca. einen halben Mililiter auf eine Agarplatte und mittels Drigalskispatel ordentlich verteilt und einmassiert.
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Ein Königreich für einen Sampler und einen Vortexer und ein paar Eppies… (und ein paar Studenten die es machen :lol: )

Ob das außer viel Arbeit was geworden ist....
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Samstag, 18. April 2020 07:27

Das Ganze scheint in etwa so funktioniert zu haben wie ich es mir vorgestellt habe. Allerdings habe ich aber entweder relativ wenige Sporen vom Abdruck aufnehmen können, die sind auf der Kunststoffuntertasse ziemlich angeklebt, oder das Spülmittel hat viele zerstört.
Jedenfalls habe ich auf den höheren Verdünnungen keine Kulturen.
Platte 1: unverdünnt (50 ml Suspension) - sehr viele Kulturen
Platte 2: 1:10 - viele Kulturen
Platte 3: 1:100 - wenige Kulturen
Platte 4: 1:1000 - keine Kulturen
Platte 5: 1: 10000 - Genau eine

6, 7 und 8: Keine Kulturen.

Habe jetzt mal von Platte 3 (4 Stück) und Platte 2 (2 Stück) insgesamt 6 Kulturen auf neue Platten übertragen. Dabei ein paar ganz kleine und ein paar größere ausgewählt die möglichst exakt Kreisrund waren und nach Einzelsporen ausgesehen haben.
Für den Rest warte ich noch ab, ob da nicht eventuell noch viele Nachzügler kommen.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von mariapilz » Samstag, 18. April 2020 10:51

sieht interessant aus und ehrlich gesagt hätte ich mir nicht gedacht dass es so "nach Plan" läuft.
ohkw hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 07:27Dabei ein paar ganz kleine und ein paar größere ausgewählt die möglichst exakt Kreisrund waren und nach Einzelsporen ausgesehen haben.
sollte eine Einzelspore nicht eher wie eine Schnur aussehen? später dann oder?... Wenn das Wachstum fortgeschrittenen ist?
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Samstag, 18. April 2020 19:37

Naja, ich denke am Anfang kommt ein einzelner Spross raus, der sich dann in aller Richtungen verzweigt und das ganze wächst dann kreisrund. Oder seh ich das falsch?
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von Wurstpelle » Samstag, 18. April 2020 20:57

wow echt tolle Bilder
und danke das du sowas mal zeigst kann man echt viel dazu lernen

Ich denke mal auch das die Sporen auf den Petris später zu einen und allem zusammen also zu einer Pilzart wachsen immer hin ist es ja eine Art/ Rasse vom Mutter Pilz/ Myzel davon die Sporen im Boden die werden sich ja auch nicht bekriegen sondern zu einen großen Geflecht zusammen wachsen

so wie Körnerbrut im Substratsack... hab noch nie gesehen das 2-3 Pilz arten im Sack Friedlich leben oder zeitgleich fruchten... einer ist immer der stärkere und gewinnt den Kampf

sorry wegen der schreib/ ausdrucks weise hab schon 3 Bier weg :lol:

schööönes WE
und bleibt gesund

grüsse :wink:
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Samstag, 18. April 2020 21:45

Danke Wurstpelle und Prost, hab mir auch eben eins gegönnt :mrgreen:

Also so wie ich das verstanden habe, ist jede Spore ein genetisch einzigartiges Individuum mit einem einfachen Chromosomensatz. Die Mutterkultur hat zwei Chromosomensätze (quasi Vater/Mutter). (Vereinfacht:) Bei der Sporenbildung kommt es zur meiotischen Teilung, bei der die beiden Chromosomensätze neu rekombiniert werden und dann werden sie in jeweils zwei Sporen mit je einem Chromosomensatz aufgeteilt.
Wenn die aus den Sporen gekeimten Myzelien aufeinandertreffen, kann es nun zum Mating kommen, bei dem sich die Myzelien wieder zu einem Myzel mit zwei Chromosomensätzen vereinen.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von mariapilz » Samstag, 18. April 2020 23:41

ohkw hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 21:45 Die Mutterkultur hat zwei Chromosomensätze (quasi Vater/Mutter).
damit meinst du ein diploides Mycel.?

Und du hast den Ausdruck "mating" ziemlich gerne. Das ist doch Englisch oder? Ich habe das mal kurz gegoogel. Resultat:
Begattung, Kopulation, Kopula oder Paarung bezeichnet die geschlechtliche Vereinigung eines männlichen und eines weiblichen Menschen oder Tieres, die zur Befruchtung und somit zur Fortpflanzung führen kann. Die Begattung beim Menschen wird üblicherweise Beischlaf oder Geschlechtsverkehr oder Vaginalverkehr genannt.
ohkw hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 21:45 Wenn die aus den Sporen gekeimten Myzelien aufeinandertreffen, kann es nun zum Mating kommen, bei dem sich die Myzelien wieder zu einem Myzel mit zwei Chromosomensätzen vereinen.
das heißt eigentlich dass es zur Bildung von diploidem Mycel kommt... Das Wort "mating" kommt mir da fehlt am platz vor.

Nun denn: es ist bekannt wie eine Hyphe unternehmen Mikroskop aussieht. Aber wie sieht eine einzige Hyphe mit freiem Auge aus? Man sieht das wohl erst mit freiem Auge wenn das Wachstum schon um einiges fortgeschritten ist... Und dann sieht's eh alles gleich aus

ich habe leider kein Bier zu Hause

Und. .. ich habe ganz vergessen was du dann mit dem - haploiden - Mycel machen willst.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Sonntag, 19. April 2020 09:37

mariapilz hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 23:41 damit meinst du ein diploides Mycel.?
ja.

mariapilz hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 23:41 Und du hast den Ausdruck "mating" ziemlich gerne. Das ist doch Englisch oder? Ich habe das mal kurz gegoogel. Resultat:
Begattung, Kopulation, Kopula oder Paarung bezeichnet die geschlechtliche Vereinigung eines männlichen und eines weiblichen Menschen oder Tieres, die zur Befruchtung und somit zur Fortpflanzung führen kann. Die Begattung beim Menschen wird üblicherweise Beischlaf oder Geschlechtsverkehr oder Vaginalverkehr genannt.
ohkw hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 21:45 Wenn die aus den Sporen gekeimten Myzelien aufeinandertreffen, kann es nun zum Mating kommen, bei dem sich die Myzelien wieder zu einem Myzel mit zwei Chromosomensätzen vereinen.
das heißt eigentlich dass es zur Bildung von diploidem Mycel kommt... Das Wort "mating" kommt mir da fehlt am platz vor.
Wird bei Pilzen aber meist so genannt. Statt Geschlechtern gibt es da sogenannte Mating Types (zu Deutsch Kreuzungstyp) https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzungstyp.
mariapilz hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 23:41 Nun denn: es ist bekannt wie eine Hyphe unternehmen Mikroskop aussieht. Aber wie sieht eine einzige Hyphe mit freiem Auge aus? Man sieht das wohl erst mit freiem Auge wenn das Wachstum schon um einiges fortgeschritten ist... Und dann sieht's eh alles gleich aus.
Genau. Ohne Mikroskop sieht man erstmal gar nichts. Sobald das etwas größer wird entstehen diese Punkte auf dem Agar.
mariapilz hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 23:41 Und. .. ich habe ganz vergessen was du dann mit dem - haploiden - Mycel machen willst.
Ich will versuchen zwei Stämme unterschiedlicher Herkunft miteinander zu kreuzen. Dafür brauch ich von beiden Stämmen aus Sporen gewonnenes haploides/monokaryotes Myzel. Wird aber wahrscheinlich schwierig werden.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von mariapilz » Sonntag, 19. April 2020 10:55

den Vorgang nennt man Mating?
ohkw hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 21:45 Wenn die aus den Sporen gekeimten Myzelien aufeinandertreffen, kann es nun zum Mating kommen, bei dem sich die Myzelien wieder zu einem Myzel mit zwei Chromosomensätzen vereinen.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von mariapilz » Sonntag, 19. April 2020 11:27

den Vorgang nennt man Somatogamie.
Somatogamie, Pseudomixis, Befruchtungsmodus bei Ständerpilzen (Basidiomycetes) und einigen Schlauchpilzen (Ascomycetes), bei dem sich zwei morphologisch nicht differenzierte vegetative Zellen wie Geschlechtszellen verhalten; sie verschmelzen zu einer dikaryotischen Zelle. Die Zellen können vom gleichen Organismus oder von verschiedenen Organismen der gleichen Art stammen; im letzteren Falle bestehen genetisch bedingte Verschiedenheiten. Charakteristisch für diesen Befruchtungsvorgang ist, dass Plasmogamie und Karyogamie zeitlich und räumlich getrennt voneinander erfolgen (Karyogamie in den Basidien bzw. Asci). Während der dazwischenliegenden Dikaryophase erfolgt bei Zellteilungen stets eine konjugierte Kernteilung.
https://www.spektrum.de/lexikon/biologi ... amie/10913

einfach gesagt:
mariapilz hat geschrieben: Samstag, 18. April 2020 23:41 das heißt eigentlich dass es zur Bildung von diploidem Mycel kommt... Das Wort "mating" kommt mir da fehlt am platz vor.
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von ohkw » Sonntag, 19. April 2020 13:04

ah, Danke! Wieder was gelernt :D
In den Papers und in der Hefebiologie Vorlesung war immer nur von "Mating" die Rede.
Karyogamie ist btw. der Überbegriff für Zellfusion/Zellverschmelzung)
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Re: Mycetinis scorodonius: Versuch Monokaryons aus Sporen erzeugen

Beitrag von mariapilz » Sonntag, 19. April 2020 13:38

Ja die Karyogamie passiert bei den Basidienspomyceten aber erst im Fruchtkörper/Basidien.

Bei den Ascomyzeten passiert die Plasmogamie aber erst KURZ vor der Fruchtkörperbildung (! :wink: ).
Zuletzt geändert von mariapilz am Dienstag, 21. April 2020 17:30, insgesamt 1-mal geändert.
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