Pferdemist und Pilzkultur
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Wenn du "richtigen" Kalk also Calziumcarbonat oder gemischt mit Magnesiumcarbonat wie im "Gartenkalk" nimmst, kann eigentlich zumindest nicht überdosiert werden. Der pH steigt dann maximal etwas über pH 7 an , zumindest nicht zu hoch für den Pilz.
Genaueres was die notwendige Menge angeht kann dir Carsten bestimmt noch sagen.
Wenn du dagegen (z.B. zum Anrühren von Zement etc.) "gelöschten" Kalk, also Calziumhydroxid oder sogar "gebrannten" Kalk, also Calziumoxid nimmst musst du sehr vorsichtig sein, was die Menge angeht. Und ebenso besser etwas vorsichtig sein, was deine Haut und besonders die Augen angeht. Handschuhe können nicht schaden, weil das Zeug schon recht ätzend ist.
Bei längerem Hautkontakt merkt man es auf jeden Fall.
In den Augen kommt es gar nicht gut.
Im Labor müßtest du eine Schutzbrille tragen, wenn du damit umgehst, auch, wenn die Leute vom Bau vielleicht lachen und sagen:
"Halb so schlimm!"
Hornhaut an den Fingern wächst nach, aber Augenlicht hat man maximal 1x pro Auge.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hat Maria mal etwas mit gelöschtem oder gebranntem Kalk zum "entkeimen" von Substrat gemacht.
Das muss dann aber erstmal eine Zeit lang stehen, bis es genug CO2 gebunden hat, und die Sache dabei neutralisiert.
LG, Fabian
Genaueres was die notwendige Menge angeht kann dir Carsten bestimmt noch sagen.
Wenn du dagegen (z.B. zum Anrühren von Zement etc.) "gelöschten" Kalk, also Calziumhydroxid oder sogar "gebrannten" Kalk, also Calziumoxid nimmst musst du sehr vorsichtig sein, was die Menge angeht. Und ebenso besser etwas vorsichtig sein, was deine Haut und besonders die Augen angeht. Handschuhe können nicht schaden, weil das Zeug schon recht ätzend ist.
Bei längerem Hautkontakt merkt man es auf jeden Fall.
In den Augen kommt es gar nicht gut.
Im Labor müßtest du eine Schutzbrille tragen, wenn du damit umgehst, auch, wenn die Leute vom Bau vielleicht lachen und sagen:
"Halb so schlimm!"
Hornhaut an den Fingern wächst nach, aber Augenlicht hat man maximal 1x pro Auge.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hat Maria mal etwas mit gelöschtem oder gebranntem Kalk zum "entkeimen" von Substrat gemacht.
Das muss dann aber erstmal eine Zeit lang stehen, bis es genug CO2 gebunden hat, und die Sache dabei neutralisiert.
LG, Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Leider weiß ich kein korrektes Mischungsverhältnis.
Früher habe ich immer Eierschalen gesammelt, im Mörser zerrieben und planlos mit alter Erde gemischt. Torf wollte ich aus ökologischen Gründen nicht kaufen.
Gartenkalk macht weniger Arbeit, sollte aber nur wenig Magnesium enthalten, sonst erntet man weniger. Den habe ich inzwischen auch hier rumstehen, aber bisher nicht getestet.
Bei Stamets im Mushroom Cultivator steht was von 4 Teilen Torf, 1 Teil Kalkpulver und 1/2 Teil gröbere Kalkbrösel. Scheinbar nach Volumen... als ob Torf immer gleich dicht wäre...
Dietmar, wenn du ein sinnvolleres Rezept mit Gewichtsangaben findest, poste es doch bitte hier.
LG
Früher habe ich immer Eierschalen gesammelt, im Mörser zerrieben und planlos mit alter Erde gemischt. Torf wollte ich aus ökologischen Gründen nicht kaufen.
Gartenkalk macht weniger Arbeit, sollte aber nur wenig Magnesium enthalten, sonst erntet man weniger. Den habe ich inzwischen auch hier rumstehen, aber bisher nicht getestet.
Bei Stamets im Mushroom Cultivator steht was von 4 Teilen Torf, 1 Teil Kalkpulver und 1/2 Teil gröbere Kalkbrösel. Scheinbar nach Volumen... als ob Torf immer gleich dicht wäre...
Dietmar, wenn du ein sinnvolleres Rezept mit Gewichtsangaben findest, poste es doch bitte hier.
LG
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Kann auch mal in meinem "Erwerbsgärtner" Buch nachschauen.
Da steht eine Menge zu Champignions und Substratmischungen.
Vielleicht findet sich dort auch etwas zur Deckerde.
LG, Fabian
Da steht eine Menge zu Champignions und Substratmischungen.
Vielleicht findet sich dort auch etwas zur Deckerde.
LG, Fabian
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
(Weitergeführt aus "Tricks zum Umgang mit wilden Champignons".)
Wie war das nochmal mit Einstreu? Ist da Stroh oder etwas anderes dabei?
Vielleicht kannst du den Haufen ja mal knipsen, wenn du wieder dort bist.
LG
Vielleicht siehst du das zu kompliziert. Das Substrat muss ja nicht unbedingt optimal kompostiert sein. Du hast doch diesen Pferdemisthaufen gleich um die Ecke. Da muss es doch Bereiche geben, in denen das Material einen günstigen Zustand angenommen hat, d.h. nicht ganz an der Oberfläche liegt, ein paar Wochen dort ist und sich zumindest ein wenig erhitzen konnte.malda hat geschrieben: ↑Samstag, 17. Juli 2021 07:03 ... Aber einen Champignon kultivieren, das werde ich auch mal machen - zumal mir da einiges unklar ist. Aber da ist dann wieder das Substrat Problem. Kompostierter Pferdemist scheint mir eine ganz eigene "Wissenschaft" zu sein und da hab ich etwas Respekt vor.
Wie war das nochmal mit Einstreu? Ist da Stroh oder etwas anderes dabei?
Vielleicht kannst du den Haufen ja mal knipsen, wenn du wieder dort bist.
LG
Re: Pferdemist und Pilzkultur
Vielleicht. Nur kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß in meinem (Pferdemist) Kompost was wachsen kann - insbesondere ohne weitere Vorbehandlung. Aber vielleicht sollte ich es einfach mal versuchen...
Ich mach mal bei Gelegenheit Fotos.
VG
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Hey Dietmar,
leider haben sich meine 25kg Baumarkt-Pellets aus angeblich kompostiertem Bio-Pferdemist als nutzloser Kuhdung entpuppt, also habe ich mich nochmal ein wenig umgeschaut und folgendes entdeckt:
Erstmal das hier, übliche Rezeptur, aber kleine Ansätze und ungewöhnliche Methoden:
"Champignon-Substrat in kleinen Mengen selber herstellen"
https://www.pilzzuchtblog.com/champigno ... erstellen/
Ein paar Details sind seltsam. Bei der ersten Variante würde ich unten und oben für Belüftung sorgen und nicht stark zusammenpressen, aber jetzt im Sommer sollte das im Prinzip funktionieren. Dauert bloß länger.
Bei der zweiten habe ich arge Zweifel. Anaerob fermentiertes Stroh schützt den stickstoffreichen Rest nicht wirklich vor Kontis. Und wenn alles aus der Mikrowelle kommt, müssen bloß irgendwelche Kontis ein wenig Ammoniak aus dem Hühnermist freisetzen (wenn das nicht sowieso von selbst geschieht) und das Champignonmyzel hat verloren.
Dann noch viel einfacher, ebenfalls mit kleinen Ansätzen in einem Schoftintling-Growlog von Gerhard (Sporulator) auf Shroomery.
https://www.shroomery.org/forums/showfl ... r/26308993
Da ich befürchte, dass man dort eingeloggt sein muss, um den Thread lesen zu können, zitiere ich mal daraus die betreffenden Infos:
Wobei ich ja immer noch vermute, dass du es mit älterem Material von diesem Misthaufen einfacher haben könntest, als mit dem, was gerade frisch dazu kam. Aber wer weiß, vielleicht stelle ich mir das auch ganz falsch vor.
LG
leider haben sich meine 25kg Baumarkt-Pellets aus angeblich kompostiertem Bio-Pferdemist als nutzloser Kuhdung entpuppt, also habe ich mich nochmal ein wenig umgeschaut und folgendes entdeckt:
Erstmal das hier, übliche Rezeptur, aber kleine Ansätze und ungewöhnliche Methoden:
"Champignon-Substrat in kleinen Mengen selber herstellen"
https://www.pilzzuchtblog.com/champigno ... erstellen/
Ein paar Details sind seltsam. Bei der ersten Variante würde ich unten und oben für Belüftung sorgen und nicht stark zusammenpressen, aber jetzt im Sommer sollte das im Prinzip funktionieren. Dauert bloß länger.
Bei der zweiten habe ich arge Zweifel. Anaerob fermentiertes Stroh schützt den stickstoffreichen Rest nicht wirklich vor Kontis. Und wenn alles aus der Mikrowelle kommt, müssen bloß irgendwelche Kontis ein wenig Ammoniak aus dem Hühnermist freisetzen (wenn das nicht sowieso von selbst geschieht) und das Champignonmyzel hat verloren.
Dann noch viel einfacher, ebenfalls mit kleinen Ansätzen in einem Schoftintling-Growlog von Gerhard (Sporulator) auf Shroomery.
https://www.shroomery.org/forums/showfl ... r/26308993
Da ich befürchte, dass man dort eingeloggt sein muss, um den Thread lesen zu können, zitiere ich mal daraus die betreffenden Infos:
Also bloß Pferdeäpfel und Kalk im schwarzen Müllbeutel. Solange die Sonne noch kräftig scheint, könnten hohe Temperaturen Konkurrenzpilze abtöten und den Vorgang evtl. beschleunigen. Das Resultat kann man ja für späteren Bedarf trocknen.Sporulator hat geschrieben:I get my manure from a nearby horse farm and let it sit in a black plastic bag für 3-4 weeks at room temperature. From time to time I shake and turn the bag. This works fine for me.Fergent hat geschrieben: do you add straw as well? or just the manure.Sporulator hat geschrieben: No straw. Composted horse manure and CaCO3.
Wobei ich ja immer noch vermute, dass du es mit älterem Material von diesem Misthaufen einfacher haben könntest, als mit dem, was gerade frisch dazu kam. Aber wer weiß, vielleicht stelle ich mir das auch ganz falsch vor.
LG
Re: Pferdemist und Pilzkultur
Ich war am WE nicht da und staunte jetzt als ich wieder Zuhause war nicht schlecht was sich so im Fruchtungsschrank getan hat. Zum einen sind KS wieder "geschossen" -> die letzten Tage der Fruchtung legen die noch mal richtig an Masse zu Interessant daran ist, dass die Kulturen relativ alt waren. Ich werde vielleicht mal testen wie lange ich durchwachsene Kulturen lagern kann und sie immer noch vernünftig Ertrag bringen.
Während sich der Champignon nicht rührt und weiterhin tot stellt tut sich was beim Büschlrasling Ende Mai/Anfang Juni habe ich versucht durch eine ca 2 cm dicke Torf Deckschicht das Fruchten einzuleiten. Ziemlich erfolglos, denn die Kultur stand seitdem zusammen mit einigen Glucken Ansätzen bei 20° und hoher Luftfeuchtigkeit im Fruchtungsschrank (ohne dass irgendwas passierte). Ich war eigentlich schon kurz davor das Glas zu entsorgen, da es aber nicht gestört hat und ausreichend Platz im Schrank zur Verfügung steht durfte es bleiben. Nun habe ich Ende August die Temperatur für den KS (siehe oben) abgesenkt auf ca 15°C und siehe da, was kommt da aus der Erde - Pilzchen! Nun bin ich echt mal gespannt wie die sich weiter entwickeln und mit meinen Bedingungen im Fruchtungsschrank zurecht kommen...
VG Dietmar
Aber was noch schöner und überraschender war/ist etwas anderes. Ich habe seit geraumer Zeit den Supermarkt Champignon und Montis Büschelrasling im Fruchtungsschrank.Während sich der Champignon nicht rührt und weiterhin tot stellt tut sich was beim Büschlrasling Ende Mai/Anfang Juni habe ich versucht durch eine ca 2 cm dicke Torf Deckschicht das Fruchten einzuleiten. Ziemlich erfolglos, denn die Kultur stand seitdem zusammen mit einigen Glucken Ansätzen bei 20° und hoher Luftfeuchtigkeit im Fruchtungsschrank (ohne dass irgendwas passierte). Ich war eigentlich schon kurz davor das Glas zu entsorgen, da es aber nicht gestört hat und ausreichend Platz im Schrank zur Verfügung steht durfte es bleiben. Nun habe ich Ende August die Temperatur für den KS (siehe oben) abgesenkt auf ca 15°C und siehe da, was kommt da aus der Erde - Pilzchen! Nun bin ich echt mal gespannt wie die sich weiter entwickeln und mit meinen Bedingungen im Fruchtungsschrank zurecht kommen...
VG Dietmar
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Heyhey Dietmar, das ist ja mal ne Überraschung. Somit wäre die Fruchtungstemperatur dieses Stammes schonmal geklärt und ich bin gespannt, wie es weiter geht. Es wäre allerdings schön, weiteres in einem gesonderten Büschelraslings-Thread zu besprechen. Mit der Art wollte ich den Winter über auch ein wenig experimentieren.
LG
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Ich mache mal weiter...
Vor einer Weile kam ich zufällig an einem Lagerplatz für Pferdemist vorbei und musste mir natürlich eine Probe mitnehmen. Ich bevorzuge diesen Zustand: Das Stroh ist noch gut zu erkennen, aber schon leicht zersetzt, also braun verfärbt und lässt sich leicht zerreißen. Urin war wohl wenig drin, kann aber auch vom Regen ausgewaschen worden sein, dafür ist das ganze ein wenig sandig.
Bei einem ersten Versuch (unbehandelt 1:1 mit einer zerbröselten Champignonkultur gemischt) wurde der Mist zwar langsam, aber problemlos besiedelt. Also musste Nachschub her. Diesmal war der Mist aber zu nass. Ein Ansatz starb von unten her ab, der andere überlebte und fing schon ohne Deckerde an zu fruchten, wobei die Pilze aber in frühen Stadien vergammelten und es an einer Stelle grün wurde. Vor ein paar Tagen habe ich die oberen paar Zentimeter entfernt und alte, ausgelutschte Pflanzenerde aufgetragen. Mal sehen, ob da noch etwas kommt.
Der restliche Mist lagert nun aufgelockert in einer Box und ist inzwischen trocken genug für neue Experimente.
Die sehen so aus, dass ich zum aufpeppen Haferflocken und Sojabohnen in der elektrischen Kaffeemühle zerkleinere, mit etwas Mist mische und 200ml-Glaser zu 2/3 befülle. Pro Glas wird ca. ein gehäufter Teelöffel Mehl untergemischt. Die ersten Gläser hatte ich 30 oder 45 Minuten sterilisiert und mit verschiedenen Champignonarten beimpft, aber leider bemerkte ich nach zwei Wochen einen intensiven Fruchtjoghurt-Geruch in der Box mit den Gläsern und die Myzelien starben ab. Nochmal sterilisieren und erneut beimpfen funktionierte nur mit dem Stadtchampignon. Der besiedelt das Substrat jetzt extrem langsam. Der Rest wurde mit Schopftintlingen beimpft. Die konnten das Substrat noch einigermaßen verwerten.
Seitdem sterilisiere ich die Gläser dreimal im Abstand von 12 Stunden, jeweils für 20 Minuten. Das klappt.
In der Zweiten Runde kamen nochmal Champignons, Violetter Rötelritterling, Riesenbovist und ein weiterer Schopftintling an die Reihe. Hier war der Rötelritterling der absolute Spitzenreiter. Er besiedelte den Mist fast doppelt so rasant wie der ohnehin schon schnelle Schopftintling. Die Champignons mussten erstmal ein paar Tage überlegen, besonders der Riesenchampignon. Inzwischen wachsen sie aber bereitwillig ein, selbst der Riesenbovist. Bei letzterem ist aber fraglich, ob er es dieses Jahr noch schafft, sein kleines Glas zu besiedeln...
Aktuell kamen noch Nelkenschwindling, Parasole und Safranschirmlinge dazu. Mal sehen, wie die sich verhalten. Ein Champignon aus Maddins Garten, evtl. ein Anisegerling.
Vor einer Weile kam ich zufällig an einem Lagerplatz für Pferdemist vorbei und musste mir natürlich eine Probe mitnehmen. Ich bevorzuge diesen Zustand: Das Stroh ist noch gut zu erkennen, aber schon leicht zersetzt, also braun verfärbt und lässt sich leicht zerreißen. Urin war wohl wenig drin, kann aber auch vom Regen ausgewaschen worden sein, dafür ist das ganze ein wenig sandig.
Bei einem ersten Versuch (unbehandelt 1:1 mit einer zerbröselten Champignonkultur gemischt) wurde der Mist zwar langsam, aber problemlos besiedelt. Also musste Nachschub her. Diesmal war der Mist aber zu nass. Ein Ansatz starb von unten her ab, der andere überlebte und fing schon ohne Deckerde an zu fruchten, wobei die Pilze aber in frühen Stadien vergammelten und es an einer Stelle grün wurde. Vor ein paar Tagen habe ich die oberen paar Zentimeter entfernt und alte, ausgelutschte Pflanzenerde aufgetragen. Mal sehen, ob da noch etwas kommt.
Der restliche Mist lagert nun aufgelockert in einer Box und ist inzwischen trocken genug für neue Experimente.
Die sehen so aus, dass ich zum aufpeppen Haferflocken und Sojabohnen in der elektrischen Kaffeemühle zerkleinere, mit etwas Mist mische und 200ml-Glaser zu 2/3 befülle. Pro Glas wird ca. ein gehäufter Teelöffel Mehl untergemischt. Die ersten Gläser hatte ich 30 oder 45 Minuten sterilisiert und mit verschiedenen Champignonarten beimpft, aber leider bemerkte ich nach zwei Wochen einen intensiven Fruchtjoghurt-Geruch in der Box mit den Gläsern und die Myzelien starben ab. Nochmal sterilisieren und erneut beimpfen funktionierte nur mit dem Stadtchampignon. Der besiedelt das Substrat jetzt extrem langsam. Der Rest wurde mit Schopftintlingen beimpft. Die konnten das Substrat noch einigermaßen verwerten.
Seitdem sterilisiere ich die Gläser dreimal im Abstand von 12 Stunden, jeweils für 20 Minuten. Das klappt.
In der Zweiten Runde kamen nochmal Champignons, Violetter Rötelritterling, Riesenbovist und ein weiterer Schopftintling an die Reihe. Hier war der Rötelritterling der absolute Spitzenreiter. Er besiedelte den Mist fast doppelt so rasant wie der ohnehin schon schnelle Schopftintling. Die Champignons mussten erstmal ein paar Tage überlegen, besonders der Riesenchampignon. Inzwischen wachsen sie aber bereitwillig ein, selbst der Riesenbovist. Bei letzterem ist aber fraglich, ob er es dieses Jahr noch schafft, sein kleines Glas zu besiedeln...
Aktuell kamen noch Nelkenschwindling, Parasole und Safranschirmlinge dazu. Mal sehen, wie die sich verhalten. Ein Champignon aus Maddins Garten, evtl. ein Anisegerling.
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Tja, das muss ich korrigieren. Die Gläser vom letzten Durchgang sind alle kontaminiert und auch in den vorletzten sind einige Schleimkontis aufgetaucht. Da muss ich wohl noch ein wenig üben.
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Weiter ging es Mitte Februar mit Riesenschirmlingen auf Pferdemist ohne Zusätze.
Als das problemlos klappte, hatte ich nochmal Pferdemist mit Hafer- und Sojamehl angemischt, in kleineren Gläsern sterilisiert und Anfang März mit diversen Testkandidaten beimpft.
Hier verschiedene Champignon-Arten: Oben: Großer Anischampignon (Agaricus urinascens), wahrscheinlich Anischampignon (A. arvensis), Dünnfleischiger Anischampignon (A. silvicola)
Unten: Stadtchampignon (A. bitorquis), Brasilianischer Mandelegerling (A. subrufescens, später beimpft), Riesenegerling (A. Augustus)
Der Stadtchampignon wächst ungewöhnlich dicht und langsam, irgendetwas pass ihm wohl nicht so richtig. Der Riesenegerling musste erstmal ein paar Wochen nachdenken. Er fängt gerade erst an, sein Substrat zu besiedeln.
Und hier der Rest: Oben: Violetter Rötelritterling (Lepista nuda), Würziger Tellerling (Clitopilus geminus), Nelkenschwindling (Marasmius oreades)
Unten: wahrscheinlich Großer Scheidling (Volvopluteus gloiocephalus), Riesenbovist (Calvatia gigantea), Gemeiner Safranschirmling (Chlorophyllum rhacodes)
Der Violette Rötelritterling war natürlich wieder der Schnellste, gefolgt von den Riesenschirmlingen.
Diesmal hatte ich alle Gläser für zweieinhalb Stunden im Dampfdruckkochtopf und in keinem der Gläser ist irgendeine stinkende Schleimkonti aufgetaucht.
Links ein Parasol, rechts eine kleinere Art aus der gleichen Gattung, wahrscheinlich Macrolepiota konradii. Als das problemlos klappte, hatte ich nochmal Pferdemist mit Hafer- und Sojamehl angemischt, in kleineren Gläsern sterilisiert und Anfang März mit diversen Testkandidaten beimpft.
Hier verschiedene Champignon-Arten: Oben: Großer Anischampignon (Agaricus urinascens), wahrscheinlich Anischampignon (A. arvensis), Dünnfleischiger Anischampignon (A. silvicola)
Unten: Stadtchampignon (A. bitorquis), Brasilianischer Mandelegerling (A. subrufescens, später beimpft), Riesenegerling (A. Augustus)
Der Stadtchampignon wächst ungewöhnlich dicht und langsam, irgendetwas pass ihm wohl nicht so richtig. Der Riesenegerling musste erstmal ein paar Wochen nachdenken. Er fängt gerade erst an, sein Substrat zu besiedeln.
Und hier der Rest: Oben: Violetter Rötelritterling (Lepista nuda), Würziger Tellerling (Clitopilus geminus), Nelkenschwindling (Marasmius oreades)
Unten: wahrscheinlich Großer Scheidling (Volvopluteus gloiocephalus), Riesenbovist (Calvatia gigantea), Gemeiner Safranschirmling (Chlorophyllum rhacodes)
Der Violette Rötelritterling war natürlich wieder der Schnellste, gefolgt von den Riesenschirmlingen.
Diesmal hatte ich alle Gläser für zweieinhalb Stunden im Dampfdruckkochtopf und in keinem der Gläser ist irgendeine stinkende Schleimkonti aufgetaucht.
Re: Pferdemist und Pilzkultur
Das mit den z.T. langen "Überlege" Zeiten ist manchmal schon etwas eigenartig. Hab das beim Nelkenschwindling auch, dass der manchmal ewig braucht und das nächste mal wieder sofort loslegt, und zwar am mehr oder weniger selben Substrat und von der selben Platte beimpft (Zeitabstand zwei Tage).
Allerdings wächst er dann oft plötzlich recht flott. Schätze dass der Ausgangs pH oder die Salinität eine Rolle dabei spielt.
Welche Radialwachstum Geschwindigkeiten erreichen die Pilze auf dem Pferdemist (mm/Tag)?
Über 2h autoklavieren ist schon wirklich extrem lang. Bei Lignozellulose Substraten (mit oder ohne Kleie usw.) hab ich im Moment mit 60 min bei 1L Gefäßen bzw. 80min bei 3L Gefäßen keinerlei Schwierigkeiten, aber Mist ist halt doch etwas dichter besiedelt. Normal sollte bei 118°C Kerntemperatur nach 20 min schon ziemlich alles abgetötet sein. Durch die Hitze werden bei langer Dauer leider Stoffe wie Thiamin etc. schon ziemlich vollständig zerstört.
Allerdings wächst er dann oft plötzlich recht flott. Schätze dass der Ausgangs pH oder die Salinität eine Rolle dabei spielt.
Welche Radialwachstum Geschwindigkeiten erreichen die Pilze auf dem Pferdemist (mm/Tag)?
Über 2h autoklavieren ist schon wirklich extrem lang. Bei Lignozellulose Substraten (mit oder ohne Kleie usw.) hab ich im Moment mit 60 min bei 1L Gefäßen bzw. 80min bei 3L Gefäßen keinerlei Schwierigkeiten, aber Mist ist halt doch etwas dichter besiedelt. Normal sollte bei 118°C Kerntemperatur nach 20 min schon ziemlich alles abgetötet sein. Durch die Hitze werden bei langer Dauer leider Stoffe wie Thiamin etc. schon ziemlich vollständig zerstört.
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Normalerweise muss ich auch nicht annähernd so lange sterilisieren. Wenn irgendwo Mist oder Kompost drin war, hatte ich früher schon diese Kontiprobleme. Damals dachte ich aber immer, dass beim Beimpfen etwas schief gegangen wäre.ohkw hat geschrieben: ↑Mittwoch, 05. April 2023 17:59 Über 2h autoklavieren ist schon wirklich extrem lang. Bei Lignozellulose Substraten (mit oder ohne Kleie usw.) hab ich im Moment mit 60 min bei 1L Gefäßen bzw. 80min bei 3L Gefäßen keinerlei Schwierigkeiten, aber Mist ist halt doch etwas dichter besiedelt. Normal sollte bei 118°C Kerntemperatur nach 20 min schon ziemlich alles abgetötet sein.
Jetzt vermute ich, dass dort hartnäckige bakterielle Endosporen vorhanden sind, jedenfalls kann ich es mir nicht anders erklären.
Ja, deswegen finde ich es auch sehr ärgerlich, so lange sterilisieren zu müssen.
Die Hitzeempfindlichkeit des Thiamins hängt wohl stark vom pH ab, d.h. bei einem pH <= 5 sollte gar nicht so viel kaputt gehen. Beim Pferdemist und bei 2,5 Stunden mache ich mir da natürlich keine Hoffnungen.
Puh, da muss ich schätzen und erwähnen, dass ich den Mist leicht komprimiert hatte, damit das Loch in der Mitte stabil bleibt.
Ich denke die schnellsten lagen bei knapp über 5mm am Tag. In lockerem Mist hätten sie sicher das doppelte geschafft. Damit meine ich Pilze wie den Violetten Rötelritterling, Schopftintling oder Parasol. Beim Gemeinen Safranschirmling oder dem Riesenbovist sind es bisher eher 1 bis 2mm pro Woche.
Also ich sehe da zwei Effekte.ohkw hat geschrieben: ↑Mittwoch, 05. April 2023 17:59 Das mit den z.T. langen "Überlege" Zeiten ist manchmal schon etwas eigenartig. Hab das beim Nelkenschwindling auch, dass der manchmal ewig braucht und das nächste mal wieder sofort loslegt, und zwar am mehr oder weniger selben Substrat und von der selben Platte beimpft (Zeitabstand zwei Tage).
Allerdings wächst er dann oft plötzlich recht flott. Schätze dass der Ausgangs pH oder die Salinität eine Rolle dabei spielt.
Die Hyphen stellen ja recht schnell ihr lokales Wachstum ein, sobald der Nährboden im näheren Umkreis besiedelt ist, bleiben aber reaktionsfreudig. Nachdem die ganze Petri erobert ist, scheint nach einer Weile das ganze Myzel in so eine Art Energiesparmodus zu gehen. Wenn dann auf ähnliche oder gleiche Nährböden überimpft wird, sehe ich manchmal auch bei Pilzen, die sonst schnell reagieren, lange Pausen, bis sie "bemerken", dass sich etwas geändert hat.
Daneben beobachte ich diese Wachstumsverzögerung bei Substratwechsel selbst wenn ich von der aktiven Wachstumsfront überimpfe. Meine Vermutung ist, dass das jeweilige Myzel anhält, um das neue Substrat zu "untersuchen" und dann die Enzymproduktion darauf einzustellen.
Warum das bei manchen Sekundärzersetzern Wochen dauert, während andere es in wenigen Stunden erledigen, verstehe ich allerdings nicht.
Genauso wenig, auf welche Weise sich das Untersuchungsergebnis dann im Myzel "herumspricht".
Re: Pferdemist und Pilzkultur
Der würzige Tellerling und der Rötelritterling scheinen ja tatsächlich gut auf den Pferdemist anzusprechen. Am Rötelritterling scheint grad bei shroomery viel Interesse zu bestehen, wobei da eher viele Posts und eher wenig Konkretes angehäuft wird. Den Rötelritterling haben ja schon der eine oder andere erfolgreich gezüchtet, wobei der ja als spätherbstliche Art wieder Kälteschock und niedrige Temperaturen für die Fruchtung braucht. Da ist der Tellerling als Sommerpilz vermutlich einfacher zu handhaben. Letztere wäre vllt. sogar eine Erstkultivierung? Habe da jetzt mal auf die Schnelle nicht viel dazu gefunden. Leider hat der Pilz viel zu viele lateinische Bezeichnungen, was die Suche erschwert. Hast du den Tellerling aus Nadelwald oder aus Laubwald?
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Re: Pferdemist und Pilzkultur
Leider sprechen beide vor allem auf Hafer- und Sojamehl an. Steriler Pferdemist ohne Zusätze wird vom Rötelritterling nur schwach und vom Tellerling kaum noch besiedelt. Da ist mein Mist wohl noch nicht alt genug.
Danke für den Hinweis bzgl. Shroomery. Den aktuellen Thread zum Rötelritterling hatte ich schon gesehen, aber nur kurz überflogen. Der Pilz ist ja eher was für outdoor-Experimente im Herbst.
Der Tellerling wuchs im Laubwald, hauptsächlich Ahorn, ein paar Pappeln, hier und da eine Eiche. Ich habe ihn bisher nur im Herbst gefunden, also September/Oktober, weiß aber von seltenen Funden im Sommer. Der ist auch wieder so ein Kandidat, der beim Klonen erst nach sechs Wochen anfängt, über den Agar zu wachsen.
Danke für den Hinweis bzgl. Shroomery. Den aktuellen Thread zum Rötelritterling hatte ich schon gesehen, aber nur kurz überflogen. Der Pilz ist ja eher was für outdoor-Experimente im Herbst.
Der Tellerling wuchs im Laubwald, hauptsächlich Ahorn, ein paar Pappeln, hier und da eine Eiche. Ich habe ihn bisher nur im Herbst gefunden, also September/Oktober, weiß aber von seltenen Funden im Sommer. Der ist auch wieder so ein Kandidat, der beim Klonen erst nach sechs Wochen anfängt, über den Agar zu wachsen.