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von Christoph » Samstag, 30. Dezember 2006 17:49
Also ich empfehle andere Methoden: Entweder du arbeitest komplett steril (also über Dampf mit steriler Brut beimpfen), wenn du die Körner vorher sterilisiert hast (das macht sie nur noch anfälliger gegenüber Schimmel) oder du arbeitest mit der H2O2-Methode.
Wenn du steril impfst, benötigst du sterile Brut, z.B. auf Agar-Agar. Das funktioniert auch beim Otto-Normal-Verbraucher: Du füllst Gläser mit Vakuumverschluss (die sich beim Abkühlen so zusaugen, heutzutage sind so ziemlich alle Gläser so) mit Kultursubstrat (je nach Pilzart Stroh, Sägemehl/-späne, dazu Kleie, Gips, u.a.) und verschließt diese fest. Dann kochst du sie im DDKT auf höchster Stufe ca. 45 min, lässt sie darin abkühlen und stellst sie 2 Tage in der Wohnung auf. Dann kochst du sie abermals für 45 min auf höchster Stufe. Der Sinn dabei ist folgender: Beim 1. Kochen werden Pilzsporen und Bakterien abgetötet, nicht aber die höchst wiederstandsfähigen "Rettungskapseln" der Bakterien, die sog. Endosporen. Diese aber "keimen" während der 2 Tage aus und werden dann beim 2. Kochen abgetötet. Ersatzweise kann man die Kulturen auch für ca. 1,5-2 Stunden am Stück kochen, allerdings bevorzuge ich erstere Methode, weil sie bisher perfekt funktioniert und ich außerdem keine Lust habe 2 Stunden am STück in der Küche zu stehen.
Nun kommt der schwierigere Teil: Das Beimpfen. Wie bereits erwähnt, brauchst du sterile Brut, die du unter sterilen Bedingungen in die Gläser bringst. Ich habe bisher immer im Dampfstrom unseres großen Einkochapparates gearbeitet. In diesem großen Topf wird unten Wasser zum Kochen gebracht und auf einem Gitter über der Wasseroberfläche im Dapfstrom (der auf Grund der Höhe und Größe des Gerätes entsprechend groß und permanent ist) wird die Brut mit sterilen Werkzeugen (ich verwende zum Desinfizieren 30%igen H2O2) in die Gläser gegeben.
Dabei muss man aber darauf achten, dass die Gläser im Dampf geöffnet werden und während der Arbeit der Strom nicht abreist! Geräte, mit denen die Brut berührt wird müssen nach dem Kontakt mit Luft/ beim Wechseln der Pilzart desinfiziert werden! Berühre niemals mit einem auch nur kurz der Luft ausgesetzten Gerät die Brut/ die Kultur! Sauberkeit ist dabei das höchste Gebot!
Die H2O2-Methode ist etwas einfacher, dafür aber weniger lohnend: Du weichst sowohl Brut als auch Kultur für ca. 5 min in 0,3%ige H2O2-Lösung ein, drückst beides nachher aus, sodass nur noch leichte Feuchtigkeit vorherrscht und füllst es dann in Gläser.
Ich habe damit erfolgreich Körnerbrut hergestellt: Zuerst wurden die Körner um die Embryos abzutöten für 10 min überbrüht, dann wurden sie zusammen mit der Brut in 0,3%ige H2O2-Lösung gegeben. Dannach wurde überflüssige Lösung ausgepresst (Handschuhe und diese vorher desinfizieren!) und dann in saubere Gläser gefüllt. Leider taugt diese Methode kaum, um z.B. große Kulturen oder Holzbrut herzustellen.
Ich habe zuerst mit der H2O2-Methode begonnen und nach ca. 3 Monaten bin ich dann auf sterile Kulturen in 0,7-Liter-Gläser umgestiegen.
Letzteres funktioniert wirklich gut, auch daheim! Steril arbeiten ist nicht ganz einfach, aber wenn man sich ein bischen Mühe gibt, stellt sich bald Routine ein und es klappt super! Inzwischen bin ich nach 1 Jahr Pilzzucht nun dabei, mir eine Reinbank zu bauen, einen Autoklaven habe ich auch erst kürzlich bei ebay für 56 Euro ersteigert.
Wenn du nur hobbymäßig hin und wieder mal ein paar Pilzchen (mehr werden es dann auch nicht werden) ernten willst, kannst du auch mal die einschlägigen Threads zu Kaffeepulver durchlesen, darauf kann man auch Pilze ziehen, aber wirklich große Erträge wirst du nur mit der sterilen Arbeitsmethode erhalten.
Viele Grüße,
Chris