Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

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Leonardo Fiando
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Samstag, 18. Februar 2023 00:44

@jabbag:
Vielen Dank für den Artikel! Sehr interessant und ein guter Überblick über die verschiedenen Erhitzungsbehandlungen für Substrate!
Die meisten Schimmelpilze, deren Sporen in der Luft, auf unseren Händen, usw. unterwegs sind können in rasender Geschwindigkeit wachsen und besiedeln dann schneller das Substrat als die trägeren Kulturpilze.
Ja, aber nur wenn auch Nährstoffe im Substrat vorhanden sind auf die sich alle diese Organismen stürzen wie z.B. Zucker.
Ich nehme an Du berufst Dich auf diesen Satz hier aus dem Text ? :
"Some organisms (especially endospre- forming bacteria) can survive a treatment at 100 °C and these will grow very fast on the media used for cultures, like agar and grain."
Damit will der Autor/ die Autorin ja nur darauf hinaus, dass Kulturen auf Medien wie Agar und Getreide (die beide Zucker enthalten) sehr anfällig für Kontaminationen sind und sterilisiert werden müssen.
Wenn jetzt aber bei 110°C sterilisiert wird, sollte auch im Anschluss steril gearbeitet werden.
Davon bin ich ich noch nicht überzeugt. Ich glaube es lohnt sich einfach nicht zu sterilisieren wenn man anschließend unsteril beimpft, dass es kontraproduktiv ist glaube ich aber nicht.
Wenn pasteurisiert wird sind noch große Teile des Substrats von Mikroorganismen besiedelt, die aber nicht in Konkurrenz zum Kulturpilz stehen und sogar dabei helfen einfache Kohlenhydrate und Eiweiße/Stickstoff zu verdauen um somit Schimmelpilzen die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Am Ende verdaut der Kulturpilz diese Mikroorganismen einfach mit.
Der Text fasst dies grob so zusammen: Die Pasteurisation wird eingesetzt um gewünschte Organismen zu töten und die guten/ gewünschten am Leben zu lassen.
60 - 70 °C müssten dafür eine Zeit erhalten werden (erfahrungsgemäß aus anderen Quellen: 1 h lang).
"When pasteruisation by steam ist practised, it is often followed by conditioning."
Wasserdampf hat doch 100°C, ich verstehe überhaupt nicht warum der Autor bei dieser Temperatur immer noch von Pasteurisation spricht, das müsste nach seiner Definition schon Semi- Sterilisation sein (Eine genaue Temperaturangabe ist nicht zu finden, ich gehe aber davon aus, dass es 100 °C sind).

Interessant fande ich was der Autor über das Züchten von Holz- zersetzenden Pilzen in Taiwan schreibt. Dort würde man würde das Substrat sterilisiert ( 121 °C) werden wenn nur wenige Wellen geerntet werden sollen und semi- sterilisiert ( vermutlich 100 °C) werden wenn mehrere Wellen über einen längeren Zeitraum geerntet werden sollen. Als Grund dafür nennt der Autor, dass das Substrat- Material durch die Sterilisation stärker zersetzt würde und das Myzel es leichter abbauen könnte.

Ich habe langsam den Eindruck, dass es ziemlich egal ist ob ich Pasteurisation, Semi- Sterilisation oder Sterilisation als Erhitzungsbehandlung für meine Holzspäne wähle, aber ich habt Recht energietechnisch ist bestimmt die Pasteurisation das sinnvollste!

Die Erhitzung des trockenen Materials (bei Holzchips, Stroh oder Sägemehl) bei über 200 °C und die direkte Weiterverwendung mit Wasser und (viel) Körnerbrut, die im Artikel erwähnt wurde fande ich auch interessant, werde ich aber vorerst nicht weiter verfolgen.

Die Erläuterungen zur Konditionierung des Autors fande ich auch interessant. Grob zusammengefasst empfiehlt er alle Erhitzungsbehandlungen, bis 100°C möglichst langsam abkühlen zu lassen, weil dadurch das Wachstum thermophiler Organismen begünstigt wird, die eine geeignete Umgebung für die erwünschten Pilze herstellen.

@mycelio:
Holzspäne ohne Zusätze können höchstens schimmeln.
Falls ich doch mal mit mit Zusätzen hantieren wollen würde, was haltet Ihr davon:
Sterilisieren im Eimer, steriles Beimpfen unter dem Teclubrenner.jpg
Meint Ihr das sterile Beimpfen wäre neben der Flamme eines Teclu- Brenners so möglich?
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von jabbag » Samstag, 18. Februar 2023 09:41

Weißt du ob das funktioniert die Eimer so hoch zu erhitzen? Das ist ja wahrscheinlich Polypropylen (PP) und die ganzen Mikrofilter Tüten, die bei 121°C sterilisiert werden sind ja auch aus PP, aber ich bin mir nicht ganz sicher ob das mit so einem festen Material geht. Würde mich aber auch sehr interessieren.
Denke aber das Micropore Tape macht Hitze und Feuchtigkeit nicht mit. Das wäre dann ein weiterer Kontaminationsvektor.

Wenn die genannten Probleme gelöst werden können, wäre noch zu erwägen ein Einfüllstutzen in den Deckel zu bauen, der sich leicht öffnen lässt. Irgendwas mit Watte o.Ä. Die Deckel sind ja oft etwas schwergängiger.

Wenn du die Zeit hast würde ich mal unsterile, pasteurisierte Chargen ansetzen und mit sterilisierten vergleichen. Ich glaube ich hatte in einem Paul Stamets Buch Mal eine ausführlichere Erklärung, die sich für Pasteurisation in unsteriler Arbeitsweise ausgesprochen hat, aber die finde ich nicht mehr.
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Sonntag, 19. Februar 2023 14:22

Weißt du ob das funktioniert die Eimer so hoch zu erhitzen? Das ist ja wahrscheinlich Polypropylen (PP) und die ganzen Mikrofilter Tüten, die bei 121°C sterilisiert werden sind ja auch aus PP, aber ich bin mir nicht ganz sicher ob das mit so einem festen Material geht. Würde mich aber auch sehr interessieren.
https://www.youtube.com/watch?v=4bZs5_liCLs&t=221s
In diesem Video werden die Eimer bei 110 °C für 3 h erhitzt. Das halten sie problemlos aus. Ob die Eimer aus PP auch 121°C aushalten, weiß ich nicht genau, man müsste es ausprobieren.
"Schmelzpunkt von PP: 120 - 200 Grad Celsius"
Quelle: https://www.amazon.de/Eimer-Deckel-Kuns ... 9tdGY&th=1
Denke aber das Micropore Tape macht Hitze und Feuchtigkeit nicht mit.
Doch, das funktioniert, für einen Durchgang auf jeden Fall. Im Video wird es so praktiziert und aus eigener Erfahrung kann ich es bestätigen.
Wenn die genannten Probleme gelöst werden können, wäre noch zu erwägen ein Einfüllstutzen in den Deckel zu bauen, der sich leicht öffnen lässt. Irgendwas mit Watte o.Ä. Die Deckel sind ja oft etwas schwergängiger.
Gute Idee! Was mich interessieren würde ob die Flamme des Teclubrenners ein steriles Arbeiten wie in der Skizze ermöglichen würde um das Substrat im Eimer zu beimpfen. Weiß jemand wie groß der sterile Arbeits- Radius um einen Teclubrenner ist? Falls das nicht ausreicht müsste man sich eine Laminar- Flow- Hood wie im Video zulegen.
Wenn du die Zeit hast würde ich mal unsterile, pasteurisierte Chargen ansetzen und mit sterilisierten vergleichen.
Ja das werde ich machen! Macht bei mir eh Sinn, weil ich dann doppelt so schnell bin. Ich werde eine Charge wie gewohnt sterilisieren und eine Charge pasteurisieren und dies auf den Eimern notieren.

Ich bin von der Idee bzlg. des Übergießens des Substrats von mycelio sehr angetan. Dafür müsste man einen 10l Eimer (ohne Löcher) mit kochendem Wasser befüllen (vllt. ca. 2 Liter?) und dann in eine Kochkiste stellen für 1 h. Anschließend würde ich das Substrat aber noch abtropfen lassen um den Wassergehalt zu reduzieren und erst dann beimpfen und in den Endeimer abfüllen.
Das dürfte genauso gut funktionieren wie die Pasteurisation in einem Topf.
Die Kochkiste würde ich so bauen:
Kochkiste für 10l Eimer.jpg
Ich werde vorerst vermutlich in einem Topf pasteurisieren, ich wollte den Gedanken aber in einer Skizze festhalten ;) .
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Mycelio » Samstag, 04. März 2023 16:19

Oh schön, die gute alte Kochkiste habe ich lange nicht mehr gesehen. :D
Das mit dem Übergießen war primär dafür gedacht, dass man sich hinterher das Abtropfen sparen kann. Bei wenig Wasser müsste man vielleicht noch nachheizen, bevor der Topf in die Kiste kommt.

Sorry, aber die weiteren Pläne halte ich für sehr unrealistisch. Wer weiß, wie viele Stunden es dauert, bis mitten im Eimer eine ausreichende Temperatur erreicht ist? Dann wäre entweder längst das Wasser verkocht oder in den Eimer gelaufen. Wie soll man den schweren Eimer rein und raus bekommen... Aus der Sache klinke ich mich mal aus.
Nur eins noch zum Brenner:
Da sind meiner Ansicht nach einige Märchen im Umlauf, die gern weiter erzählt werden. Ich würde mal ein Räucherstäbchen daneben halten, mir die Luftströmung genauer ansehen und auch mal ein offenes Glas daneben halten und schauen, was dadurch für Luftwirbel verursacht werden.
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Donnerstag, 09. März 2023 19:06

@mycelio:
Okay, meine ganzen Überlegungen zur Erhitzung des Substrates sind jetzt ad acta gelegt, die neue Methode, die ich im neuen Update angewendet habe, hat gut funktioniert und ich werde so weitermachen.
Nur eins noch zum Brenner:
Da sind meiner Ansicht nach einige Märchen im Umlauf, die gern weiter erzählt werden. Ich würde mal ein Räucherstäbchen daneben halten, mir die Luftströmung genauer ansehen und auch mal ein offenes Glas daneben halten und schauen, was dadurch für Luftwirbel verursacht werden.
Okay, danke für Deine Einschätzung, ich bin auch skeptisch diesbezüglich.
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Freitag, 10. März 2023 18:33

3. Update:
Ich habe jetzt den zweiten Durchlauf mit 4 verschiedenen Holzsorten begonnen:
Trockengewicht der Eimer komprimiert.jpg
Den Inhalt der Eimer habe ich in einen Kopfkissenbezug umgefüllt.
Dann habe ich der Reihe nach das Substrat von zwei Eimern bei ca. 70 Grad 1h pasteurisiert: Eiche, Pappel
Pasteurisation 70 Grad 1h (3) komprimiert.jpg
und das Substrat von zwei Eimern 1h semi- sterilisiert (bei ca. 114 Grad Celsius): Linde, Pappel
Semisterilisation 1h komprimiert.jpg
Höchsttemperatur modifizierter DDK kaputte Gummidichtung komprimiert.jpg
Dann habe ich das Substrat für 13 Minuten bei 1000 U/ Min in meiner Waschmaschine geschleudert
Schleuder des Substrates für 13 Minuten bei 1000 U Min komprimiert.jpg

Direkt davor habe ich die Waschmaschine mit einem Waschmaschinen- Hygiene- Reiniger in der Trommel in einem 90 Grad Celsius/ Kochwäscheprogramm durchlaufen lassen.
Desinfektion Waschmaschine (2) komprimiert.jpg
Dann habe ich das Substrat aus dem Kopfkissenbezug in eine Plastikbox umgefüllt und mit geschlossenem Deckel abkühlen lassen.
Behälter zum Beimpfen komprimiert.jpg

Anschließend habe ich das Substrat mit Körnerbrut beimpft. Ich habe auf jeden Eimer- Inhalt einen Körnerbrutanteil zwischen 14,1 % und 33,34 % gegeben, bezogen auf das jeweilige Trockengewicht, siehe Rechnung:
Körnerbrutanteile.jpg
Anschließend habe ich das Substrat und die Körnerbrut durch Schütteln der Plastikbox miteinander vermischt.
Ich habe die sauberen Plastikeimer desinfiziert und ihre 6 Löcher mit einem Stück Micropore-Tape abgeklebt.
Anschließend habe ich die Eimer mit dem beimpften Substrat vollgestopft und vorsichtshalber nochmal ein Stück Micropore- Tape auf jedes Loch geklebt.
doppeltes Microporetape auf den Eimern komprimiert.jpg
Ich habe ganz am Anfang das Ausgangsgewicht jedes befüllten Eimers und das Nassgewicht jedes befüllten Eimers gewogen und so den endgültigen Wassergehalt (in %) jeden befüllten Eimers ausgerechnet. In der Rechnung sind auch alle relevanten Werte diesbezüglich aufgeführt:
Wassergehalt.jpg
Der Wassergehalt in % ist mit 53,53% - 60% ziemlich niedrig. Würdet Ihr das jetzt einfach so lassen, oder nochmal abgemessenes, abgekochtes Wasser in jeden Eimer schütten, um ihn auf 60 - 65% zu erhöhen?

In den Eimern befinden sich wirklich nur Holzspäne und Wasser.
Ich habe vorerst bei der Substratmischung auf Gips verzichtet, aus dem einfachen Grund, dass ich es beim ersten Eimer vergessen habe und dann gelesen habe, dass es nicht zwingend notwendig sei. Beim nächsten Durchgang würde ich aber gerne Gips zum Substrat hinzufügen. Würdet Ihr den Gips vor oder nach der Erhitzung des Substrates zugeben? Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Waschmaschinen- verträglich das Schleudern mit Gips- haltigem Substrat ist, aber ich würde es riskieren.
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Freitag, 10. März 2023 18:54

Folgende Beobachtung habe ich gemacht:
- Das Micropore- Tape der Körnerbrut- Gläser sollte nach jedem Durchgang gewechselt werden, weil es sich mit Myzel zusetzt:
Microporetape nach jedem Durchgang austauschen komprimiert.jpg
Das hatte ich beim zweiten Durchgang nicht getan und das war vermutlich auch der Grund warum die Körnerbrut in diesen Gläsern nach 4 Wochen noch nicht vollständig durchwachsen war:
nicht gut durchwachsen nach 4 Wochen komprimiert.jpg
Das gleiche gilt, wenn man stattdessen Polyfillwatte benutzt:
Polyfillwatte muss nach jedem Durchgang ausgetauscht werden komprimiert.jpg

Ich habe schonmal weitsichtig neue Körnerbrut mit Black Pearl Flüssigmyzel für den dritten Durchgang beimpft:
frische Körnerbrut Black Pearl komprimiert.jpg
Außerdem habe ich das 5 Monate alte Flüssigmyzel weitervermehrt, weil es inzwischen nicht mehr gut mit der Spritze aufzuziehen war:
Flüssigmyzel Weitervermehrung komprimiert.jpg
Ich habe diesmal statt Glasscherben Magnetrührer in das Flüssigmyzel gegeben, von denen ich jetzt schon begeistert bin!
Magnetrührer TOP komprimiert.jpg
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Freitag, 10. März 2023 19:31

Noch ein paar Updates:
Ich habe die Temperatur in der Myzel- Wachstum-1 Box (Körnerbrut) auf 25 Grad Celsius eingestellt.
IMG_20230310_191713 komprimiert.jpg
Die Temperatur in der Myzel- Wachstum- 2 Box (Substrat in 10l Eimern) habe ich auf 20 Grad Celsius gedrosselt.
IMG_20230310_190602 komprimiert.jpg
Des Weiteren habe ich einen Arctic- P14- Lüfter zum Umwälzen der Luft im Fruchtungszelt installiert.
IMG_20230310_190638 komprimiert.jpg
IMG_20230310_190656 komprimiert.jpg
Außerdem wird jetzt vor jedem Befeuchtungsintervall das Fruchtungszelt von dem Arctic- P14- Lüfter, der sonst zusammen mit dem Wassernebler für die Befeuchtung zuständig ist, durchgeblasen.
IMG_20230310_190806 komprimiert.jpg
Wer sich für die Ansteuerung der beiden Lüfter in meiner Steuerung interessiert, kann gerne hier vorbeischauen:
https://forum.arduino.cc/t/pillzucht-st ... 040885/350
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Freitag, 10. März 2023 20:14

Mir ist gerade noch eine Sache aufgefallen: Vielleicht ist es mir doch gelungen, den Druck und die Temperatur in meinem modifizierten 22 l- Dampfdruckkochtopf auf > 121 Grad Celsius zu erhöhen.
Semisterilisation 1h komprimiert.jpg
Das selbstgebaute Thermometer mit Hilfe einer Temperatursonde hat beim Erhitzungsprozess des Substrates zwar nur 114 Grad Celsius angezeigt.
Höchsttemperatur modifizierter DDK kaputte Gummidichtung komprimiert.jpg
Ich hatte aber einen Temperaturmessstreifen mit in den Kissenbezug getan und der deutet auf eine Temperatur >= 121 Grad Celsius hin. Er soll wie ein Thermometer funktionieren, indem er bis zu der erreichten Temperatur schwarz wird.
IMG_20230310_195328 komprimiert.jpg
Die Temperatursonde soll eine Temperaturmessgenauigkeit von +/- 1.5C haben. Bei dem Temperaturmessstreifen finde ich diesbezüglich keine Angaben, vertraue aber eher ihm als der Temperatursonde.

Generell würde ich niemandem zu einem solchen Umbau raten, es ist viel schlauer sich gleich einen geeigneten Dampfdruckkochtopf zu kaufen wenn man sterilisieren will!
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Dienstag, 14. März 2023 17:29

Bei mir haben sich mal wieder ein paar Fragen aufgetan. Ich würde mich freuen wenn jmd. versuchen könnte mir diese zu beantworten. Wenn Ihr ein Buch, oder eine andere Quelle wisst, die mir diese Fragen beantworten kann, würde ich mich auch darüber sehr freuen.

1. Ich habe seit einigen Jahren, diese gut laufende Wurmkiste hier:
Wurmkiste.jpg
Ich nutze den anfallenden Wurmsaft für meine Zimmerpflanzen, habe für den Kompost aber keine Verwendung. Chat GPT meinte, ich könnte bei der unsterilen Methode, mit der ich arbeite, den Nährstoffgehalt meines Holzspänesubstrates mit Kompost erhöhen. Was haltet Ihr davon? Lohnt es sich überhaupt das Holzspänesubstrat für Seitlingsverwandte mit Nährstoffen anzureichern? In der Natur ernähren sich Seitlingsverwandte (unter anderem? ) von Lignin. Wenn Sie zusätzlich noch Nährstoffe aus der Erde aufnehmen, während Sie einen Baum zersetzen, wäre das Verwenden von Kompost ja eine artgerechte Methode?

2. Wie ich bereits berichtete ist der Wassergehalt von zwei Holzspänesubstrat- Eimern, die ich vor einer Woche angesetzt habe mit 53,53% und 56,9% relativ niedrig. Wäre es sinnvoll den Wassergehalt mit abgekochtem Wasser, das ich oben in die Eimer schütte (natürlich eine abgemessene Menge), zu erhöhen oder sollte ich es einfach gut sein lassen?

LG Leonardo
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Myzelina » Dienstag, 14. März 2023 21:03

Hallo Leonardo

Deine Fragen kann ich nicht wirklich beantworten, da ich auch noch Neuling in der Pilzzucht bin.

Aber ich wollte dir ein Kompliment zu deiner engagierten Herangehensweise machen :) Dein technisches Equipment bewundere ich auch, ich bin da ja grad super low bzw no tek mäßig unterwegs.

Wenn du mehrere Eimer mit dem ev zu niedrigem Wassergehalt hast, könntest du ja einen Teil nachwässern & den anderen lassen, wie er ist.

Ob der Seitling auch ein Häppchen guten Kompost mag oder nicht? Im Zweifelsfall einfach mal einen kleinen Versuch starten.

Liebe Grüße & viel Spaß beim Experimentieren
Ina
Leonardo Fiando
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Dienstag, 14. März 2023 23:20

Wenn du mehrere Eimer mit dem ev zu niedrigem Wassergehalt hast, könntest du ja einen Teil nachwässern & den anderen lassen, wie er ist.
Ob der Seitling auch ein Häppchen guten Kompost mag oder nicht? Im Zweifelsfall einfach mal einen kleinen Versuch starten.
Wenn sich hier niemand meldet und mir dringend zum nachwässern rät, werde ich den Wassergehalt aller Eimer einfach so lassen und ihn beim nächsten Mal genauer einstellen ;) .

Ich poste hier jetzt mal den Chat mit Chat GPT bzgl. des Kompostes:
Leonardo Fiando:Wenn ich dem Holzspäne- Subtrat Kompost als Nährstoffquelle zufügen will, wie viel % Kompost muss ich verwenden?
Chat GPT: Die genaue Menge an Kompost, die Sie dem Holzspäne-Substrat hinzufügen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art des Komposts, des Zustands des Ausgangsmaterials und des gewünschten Pilzwachstums. Es gibt jedoch einige allgemeine Richtlinien, die Sie befolgen können.
Eine übliche Empfehlung ist es, etwa 20-30% Kompost zum Holzspäne-Substrat hinzuzufügen. Wenn Sie beispielsweise 10 kg Holzspäne verwenden, sollten Sie 2-3 kg Kompost hinzufügen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine Überdüngung vermieden werden sollte, da dies zu einem schlechten Pilzwachstum und einer schlechten Ernte führen kann. Wenn Sie zu viel Kompost hinzufügen, kann dies dazu führen, dass das Substrat zu nass wird und unerwünschte Organismen wie Schimmel und Bakterien wachsen.
Es ist auch wichtig, den Kompost gründlich zu vermischen, um sicherzustellen, dass er gleichmäßig im Substrat verteilt ist. Dadurch wird sichergestellt, dass die Pilze ausreichend Nährstoffe erhalten und gleichmäßig wachsen können.
Es ist immer eine gute Idee, die genauen Anweisungen für die Zubereitung des Substrats zu befolgen oder sich an einen erfahrenen Pilzzüchter zu wenden, um sicherzustellen, dass das Substrat optimal vorbereitet ist.
Ich habe noch eine reguläre Quelle diesbezüglich gefunden:
Mit jeder neuen Erntewelle sinkt der Ertrag an frischen Austernpilzen, da sich die Nährstoffe im Pilzubstrat zunehmend erschöpfen. Sind die Nährstoffe ausgezehrt, wachsen keine weiteren Austernpilze mehr heran und das Pilzsubstrat kann kompostiert oder über den Biomüll entsorgt werden.
Mit etwas Glück wachsen auf und um den Kompost herum weitere frische Austernseitlinge heran.
Quelle: https://dikarbion.eu/Anleitungen/Fertig ... waechshaus

Dikarbion bestätigt, dass sich Kompost und Seitlingsverwandte tendentiell vertragen. Ich werde die "übliche Empfehlung" von Chat GPT (20-30% Kompost zum Holzspäne-Substrat) in Zukunft daher mal testen. Über das geerntete Gewicht Pilze / kg Substrat (Trockengewicht) lässt sich dann die Wirksamkeit meines Wurmkompostes als Zuschlagstoff ermitteln.
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 19. März 2023 23:14

Hallo.

Nachträglich zugegebenes Wasser würde hauptsächlich nach unten sickern und sich dort sammeln. Das wäre eine Steilvorlage für absterbende, vergammelnde Brut und Bakterienkontis. Da würde ich lieber auf ein paar Prozent der möglichen Ernte verzichten und beim nächsten Durchgang auf die Feuchtigkeit achten.

Und bei einem halbwegs vernünftigen Anteil an Körnerbrut muss man sich bei einem Austernseitling keine Sorgen um die Nährstoffe machen.

Grüße, Carsten
Leonardo Fiando
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Leonardo Fiando » Dienstag, 21. März 2023 10:28

Da würde ich lieber auf ein paar Prozent der möglichen Ernte verzichten und beim nächsten Durchgang auf die Feuchtigkeit achten.
Okay, vielen Dank für Deinen Rat, so mache ich das!
Und bei einem halbwegs vernünftigen Anteil an Körnerbrut muss man sich bei einem Austernseitling keine Sorgen um die Nährstoffe machen.
Alles klar, der Wurmkompost kommt nicht mit ins Substrat :) .
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Re: Austernseitling in 10l Plastikeimern, Flüssigmyzel herstellen, Körnerbrut herstellen

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 22. März 2023 18:47

Hey Leonardo,
ich finde deine Notizen zu den Spänen verschiedener Baumarten sehr interessant. Die unterschiedliche Dichte sollte an unterschiedlichen Gehalten an Zellulose und Lignin liegen. Möglicherweise hängt davon auch ab, wieviel Wasser die Späne aufnehmen können.

Nachdem ich mir deine letzten Beiträge nochmal genauer angeschaut habe, möchte ich meine letzte Aussage zum Wassergehalt korrigieren, denn...

Nach einer Stunde in heißem Wasser sollten sich Späne dieser Größe eigentlich ausreichend vollgesogen haben.
Du musst sie hinterher wahrscheinlich gar nicht so lange schleudern, wobei ich mir aber nicht vorstellen kann, dass sie nach 13 Minuten innen trockener werden.
Evtl. waren sie vorher schon viel feuchter als gedacht? Z.B. falls sie draußen gelagert werden, dürfte sich je nach Luftfeuchtigkeit der Wassergehalt ändern.

Um es einmal genau zu wissen, kannst du abgewogene Späne einer Baumart auf dem Backblech ausbreiten, im Backofen mindestens ne halbe Stunde auf über 100°C erhitzen und dann möglichst schnell wiegen, bevor die Späne wieder Feuchtigkeit aufnehmen können, danach pasteurisieren, schleudern und nochmal wiegen.

Wie auch immer, ich würde mit dem Wassergehalt arbeiten, der sich am Ende einstellt und davon ausgehen, dass er im optimalen Bereich ist.

Apropos Brut...
Ich fülle meine Brutgläser nicht bis zum Rand. So kann dann das Myzel nicht die Belüftung verstopfen und ich kann besser schütteln.
Trockene Körner haben natürlich auch einen Wassergehalt. Bei Körnern, die ich in der Wohnung lagere, rechne ich mit 10%. Deine Brut wird eher einen Wassergehalt von mehr als 40% haben. Das ist immer noch auf der trockenen Seite. Da kann man auch ruhig etwas höher gehen.
Der Brutanteil im Substrat bezieht sich üblicherweise auf das resultierende Gesamtgewicht. 200g Brut auf 800g Späne sind also 20%.
Diese Haarspalterei ist leider erstmal nötig, damit wir nicht ständig aneinander vorbei reden. Am Ende wirst du den Brutanteil nur noch an das Gewicht der pasteurisierten Späne anpassen.

Grüße, Carsten
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