Wunderbare Dokumentation vieler verschiedener Experimente - vielen Dank dafür, haben mich sehr inspiriert!
Ich wollte vor 2 Jahren auch mal mit der Krausen Glucke anfangen und hatte das Gluck(!) ein Exemplar zu finden, das leider schon angefangen hatte zu schimmeln... wie erwartet konnte ich aus diesem leider keine Kultur mehr gewinnen. Letztes Jahr war dann katastrophal hier in der Pfalz - trotz reichlich ausgedehnter Kiefernbestände kein einziges Exemplar auffindbar
Dieses Jahr aber hatte ich dann Erfolg, wenigstens zumindest Stand jetzt mit den Wildfunden =)
Ich habe zwei Exemplare auftreiben können (3 Wochen zeitlicher Abstand und 50 km räumlicher), von deren Strunk ich jeweils Klonansätze gewinnen konnte.
Zu meine Beobachtungen: selbst die beiden jungen Fruchtkörper waren voller Bakterien und diverse Schimmel machten sich in vielen Kulturen breit... Ich habe bei der ersten ("SCR-BDE22" getauft) sowohl direkt auf Agar (Reissirup-Hefeextrakt), als auch auf Substrat (Kiefernspäne, Karton und Baumwolle) Versuche gestartet; auf Baumwolle war keinerlei Wachstum zu erkennen, das Stück Trama ist einfach langsam eingetrocknet. Auf Karton hatte ich einen der beiden Ansätze direkt an einen grünen Schimmel verloren, der andere zeigte schwach gespinstartiges Mycelwachstum und wurde dann auf Agar transferiert. Die Kiefernspäne-Ansätze blieben einige Zeit ohne Anzeichen irgendwelchen Wachstums, haben dann aber zögerlich angefangen "zu flaumen" - wenn auch sehr schwach scheinen diese Klone ok zu sein und ich werde sie vorerst mal als "Backup" betrachten.
Auf 8/10 Kulturen auf Agar wuchs direkt ein Bakterienring um das Tramastückchen, die anderen beiden blieben (erst mal) kontifrei. Eine davon ist dann tatsächlich ohne "Konti" problemlos gewachsen, machte mir aber aufgrund der Wachstumsgeschwindigkeit erhebliche sorgen, da die Petri (90 mm) innerhalb einer Woche vollständig kolonisiert war. Die andere bakterienfreie Petri zeigte in der Zwischenzeit allerdings Schimmelkontamination und so blieb mir nur diese eine Kultur übrig...
Bis ich nun vor ca. einer Woche sehen konnte, dass sich zwei der Ursprungsklone auf Agar als Panzerknacker erwiesen und Mycel aus dem Bakteriengefängnis ausgebrochen war, die restlichen wachstumsunfreudigeren (mittlerweile teilweise auch Schimmel-)Kulturen habe ich dann mal entsorgt - zumal ich dann einen Zweitfund von
S. crispa hatte
Aufgrund der immensen Wachstumsgeschwindigkeit des BDE22 Klons und der hohen Rate an bakterieller Kontamination, entschied ich mich auch hier noch einmal volles Programm zu fahren (normalweweise setze ich max. 4-5 Klonansätze an...) und habe von dem Zweitfund ("SCR-SFK22" getauft) 8x auf Agar und 2x auf Karton geklont, allerdings dieses Mal mit Vorbehandlung
Ich habe mir etwas verdünnte Wasserstoffperoxid-Lösung (0.5-1 %) zubereitet und alle gewinnbaren Tramastückchen aus dem kleinen Strunk, die keine Erde o.ä. in ihrer näheren Umgebung eingewachsen hatten, in dieser für ca. 10 min "schwimmen" lassen. Zum Glück hatte ich ein ausreichend dimensioniertes Gefäß, da es schon ordentlich durch die Sauerstofffreisetzung schäumte. Interessant war auch, dass die gelbliche Farbe der Glucke dabei vollständig in ein reines Weiß überging. Als die Gasentwicklung langsam nachließ, habe ich die Stückchen in ihr neues Zuhasue gebracht
Die Kartonansätze sind mir dann direkt weggeschimmelt - die Agaransätze hatten dieses Mal zwar etwas länger Ruhe vor Bakterien, aber das H
2O
2 hat die Bakterien nicht wirklich (wie ursprünglich erwartet) abgetötet
Schlussendlich hatte ich aber wenigstens eine weitere saubere Kultur von SFK22 auf Agar...
welche...
genau so schnell wuchs, wie BDE22
Nichtsdestotrotz habe ich von beiden Stämmen erstmal Körnerbrut angestzt (Weizen), die mit einem Stück Agar beimpft wurden...
und...
innerhalb von 7-10 Tagen (jeweils 3 Ansätze pro Stamm) kolonisiert waren...
... und komisch riechen ...
Also aktuell bin ich immer noch nicht ganz sicher, ob ich hier wirklich
S. crispa am Wachsen ist oder doch etwas anderes
Interessant ist, dass es bei beiden Isolaten (bei der Körnerbrut) zuerst wie bereits beschrieben gespinnstartig vorwächst und sich danach dann langsam verdichtet. Der Geruch ist bei beiden identisch, aber hat nichts mit krauser Glucke zu tun, sondern ist für mich recht unangenehm, wenn auch nicht widerlich wie sonst bei Hefen/Bakterien/Schimmel - es bleibt abzuwarten
Noch eine evtl. für andere Klonversuche interessante Sache: ich hatte zwei Stückchen mehr im H
2O
2 als ich dann auf Nährmedium gebracht hatte und habe sie einfach mal so aufgehoben - mittlerweile ist fast die gesamte Flüssigkeit voller Mycel, welche ich aufgrund von Platzmangel aktuell im Kühlschrank lagere und davon später auch mal eine Vergleichskultur ziehe - wie ich gelesen habe, hält sich solches "Wassermycel" auch recht lange
Zum Aktuellen Stand:
Ich habe jetzt Flüssigkultur und Körnerbrut, die ich beide für Kolonisierungsversuche genutzt habe (Kiefernspäne, 10% Kleie und 10% Reissirup - da ich sowohl auf Reissirup-Hefeexktrakt-Agar RYA geklont, als auch ohne Agar daraus magerer LCs mit etwas Kiefernextrakt hergestellt habe, dachte ich der Zuckerzusatz könnte als Starter nicht schaden). Diese Wachsen aktuell nicht schlecht und ich hoffe, die kommenden Wochen weitere Updates geben zu können =)
Noch ein paar Impressionen bildtechnischer Natur dürfen natürlich auch nicht fehlen:
Diverse Exemplare kontaminierter Klonversuche
Einer der hoffentlich erfolgreichen Klone
Überimpfter Klon vom vorherigen Bild
Flüssigkultur mit 1.5 % Reissirup und 1 g/L Hefeextrakt
Körnerbrut nach einiger Durchwachszeit inklusive einmalig zwischenteilich erfogltem Schütteln
Grüße,
mykoma
P.S.: Büschelrasling, Violetter Rötelritterling und Mönchskopf sind auch gerade am Laufen - mit VRR und Mönchskopf konnte ich letztes Jahr schon ein paar erste Erfahrungen sammeln, habe meine Kulturen aber sukzessive verloren und setze dieses Jahr meine Versuchsreihen fort.