Huxley_ hat geschrieben:Kann man statt Reismehl auch etwas anderes nehmen, eventuell Reis?
Man kann Reis nehmen oder Getreide, mit oder ohne Zugabe von Vermiculit und anderen Zusätzen, wie Kaffeesatz, Gips, Kalk etc. Viele Pilze wachsen problemlos auf Körnerbrut aus Roggensubstrat, für das ich 100 g Roggen und 140 ml Wasser über Nacht einweichen lasse und dann autoklaviere. Vermiculite kann man zusetzen und dient dazu, dass das Substrat besser belüftet wird und sich leichter schütteln lässt. Man kann auch andere Getreide oder Mischungen ausprobieren, wenn man experimentieren möchte.
Ich empfehle dir aber noch mal, dich zunächst etwas per Buch oder Internet zu informieren! Du hast gravierende Wissenslücken, dass man die hier nicht mit ein oder zwei Sätzen stopfen kann. Interessant wären der Lebenszyklus höherer Pilze, die Ernährungsweise, Grundlagen zum sterilen Arbeiten und zur Sterilisation (Dampfsterilisation), Grundlagen zum Zubereiten von Medien und Substraten (Petrischalen, Körnerbrut), Einleitung der Fruchtung (artabhängig).
Flammsterilisation: Du kannst einen Butan/Propanbrenner verwenden oder auch einen Spiritusbrenner vom Fondue. Saubere Pinzetten, Löffel etc. werden in 96% Ethanol (Spiritus) getaucht und dann über der Flamme abgeflammt. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann kirschrot glühend erhitzen, macht man aber eigentlich nur bei Impfösen. Abkühlen lassen oder im unbewachsenen, neuen Medium abkühlen, bevor damit überimpft wird.
Flächensterilisation: Für die Flächensterilisation gereinigter, glatter Flächen nimmt man geeignete Flächendesinfektionsmittel. Ethanol 70% oder höher kann man theoretisch auch verwenden, ist aber brennbar und kann verpuffen!
Trocken sterilisieren (Backofen) kannst du nur trockenes Zeug, also Petrischalen, Pinzetten etc. bei mindestens 180°C für mindestens einige Stunden. Es macht Sinn, die Sachen einzeln in Alufolie zu verpacken. Siehe auch Trockensterilisation z.B. bei Wikipedia.
Dampfsterilisation ist für alles geeignet, was Wasser enthält, also Nährmedien und Körnerbrut sowie zum Totautoklavieren von kontaminierten Medien. Dafür braucht man Druck, weil Dampf sonst nicht über 100°C erhitzt werden kann. Deshalb Dampfdrucktopf oder Autoklav. Der Druck korreliert mit der Temperatur. Rund 130°C sind ausreichend. Dauer ab Erreichen des Drucks bzw der Temperatur mindestens 35 Minuten, bei großen Gläsern vielleicht auch mehr. Wichtig beim Autoklavieren: Gläser nicht schließen, Deckel nur lose auflegen. Luft muss vollständig entweichen, also beim Aufheizen warten, bis geschlossener Wasserdampf austritt. Erst dann Ventil schließen und Druck aufbauen. Nach Ablauf der Zeit keinesfalls öffnen, sondern warten, bis der Autoklav abgekühlt ist und sich der Druck abgebaut hat. Gläser entnehmen und sofort die Deckel schließen.
Beim sterilen Arbeiten ist es wichtig, dass die Umgebung möglichst staubfrei ist (auch Türkanten, Schrankoberseiten etc). Das frisch entstaubte und geputzte Badezimmer bietet sich da an, eventuell auch die Küche. Gut überlegtes Vorgehen ist imho wichtiger, als Handschuhe und Mundschutz, beides kann aber auch nicht schaden.
Hier habe ich mal einen Link zu einem Buch zur Pilzzucht auf Deutsch herausgesucht. Das arbeitest du am besten erst mal durch und dann sehen wir weiter:
https://upload.wikimedia.org/wikibooks/ ... zzucht.pdf
Am besten fängst du erst mal mit Kräuterseitling oder Sommer-Austernpilz an. Die sind gut für Anfänger geeignet und lassen sich gut in der Küche verwenden. Die bauen Cellulose und Lignin ab, lassen sich daher gut auf einer Reihe gut erhältlicher Substrate anbauen. Du könntest dir also Mycel besorgen (ist einfacher als von Sporen) und damit Körnerbrut beimpfen. Wenn die Körnerbrut durchwachsen ist, kannst du damit Stroh, Strohpellets, Pappe oder andere Substrate beimpfen. Der Wechsel von Körnerbrut auf z. B. Stroh kann "halbsteril" erfolgen.
Zur Ernährungsweise von Austernpilzen:
viewtopic.php?t=863
Hier steht allgemein etwas zum Austernpilz, auch zur Zucht findet sich da was:
http://www.shiitake.de/infos_allg/austernpilz/