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Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Dienstag, 27. April 2021 23:05
von Nesel
Hallo Zusammen,

ich habe heute im Vorgarten ein paar Fruchtkörper entdeckt. Ist jetzt nicht das erste Schwammerl, das ich im Garten finde aber der schaut noch interessanter aus als die, welche im Herbst in der Wiese wachsen.
gartenfund.jpg
Der Hut vom größten Schwammerl ist 4-5cm hoch der Stiel ist weiß und eine Knolle konnte ich keine erkennen. Ich habe nicht vor die zu ernten, darum auch nur ein Foto von den "eingepflanzten" Schwammerln.

Der Standort ist quasi vollsonnig, Südseite, und eigentlich ein Blumenbeet...

Das Blumenbeet wurde erst letztes Jahr angelegt oder besser gesagt überarbeitet. An der Stelle war schon 40 Jahre lang ein Beet aber das wurde in den letzten Jahren sich selbst überlassen und war vollkommen verwildert, bis wir dann mit dem Spaten angerückt sind. Wir haben dort dann alles rausgerissen was eher unerwünschtes Wucherwerk war, haben die Pfingstrosen aus andere teilen des Gartens transplantiert und eine Schicht Rindenmulch aufgebracht.
Was noch in der Nähe wächst ist ein Ilex und eine Hagebutte (je ca. 50-100cm Abstand) die da schon etliche Jahre (oder Jahrzehnte) stehen sowie eine Alpenaster und eine Blauraute die sich auch letztes Jahr dazu gesellt haben. Bestimmt verbergen sich da noch mehr Überraschungen, Krokusse hatten wir schon, grad geht ein Vergissmeinnicht auf und die Tulpen verhalten sich im ganzen Garten wie anderorts der Löwenzahn :-D

Ich habe jetzt nicht vor die zu ernten (auch weil ich grad keine Zeit habe einen Pilz-Sachverständigen aufzusuchen) und bis jetzt ist eh noch nie ein essbarer Pilz im Garten gewachsen. Aber es wäre Nett ein paar mögliche Kandidaten was es sein könnte zu kennen.

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Mittwoch, 28. April 2021 06:50
von GrafDracula
Herzlichen Glückwunsch ... das sind Spitzmorchel, bzw. weil sie auf Rindenmulch wachsen oftmals auch Rindenmulch-Morchel genannt, oder ALDI-Morcheln (weil die Blumenrabatten dort auch oft mit RiMu bedeckt werden und dort dann Morcheln wachsen).

Die Spitzmorchel ist einer der besten Speisepilze überhaupt, jedoch roh giftig ... beim Trocknen oder Kochen zersetzen sich die giftigen Inhaltstoffe aber.

Hier kannst du es nachlesen: https://www.123pilzsuche.de/daten/detai ... orchel.htm

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Donnerstag, 29. April 2021 00:04
von Nesel
Oh cool. Danke!

Da steht auch, dass die sehr standorttreu sind, d.h. ich hab gute Chancen, dass ich nächstes Jahr etwas ernten kann. Dieses Jahr lass ich die aussporen, gibt noch ein paar gemulchte Beete im Garten ;-)

Wenn das klappt werde ich die zur Sicherheit nochmal vom örtlichen Pilzsachverständigen anschauen lassen.

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Donnerstag, 29. April 2021 21:29
von Gela
Hallo Nesel,
sogenannte Mulchmorcheln wachsen nur im ersten Jahr richtig gut. Im zweiten Jahr kommen Sie nur noch vereinzelt. Ich habe diese Morcheln früher auch gesammelt und verspeist. Allerdings habe ich im letzten Jahr im Wald ein Schlüsselerlebnis gehabt und seitdem würde ich diese Morcheln nicht mehr essen. Ein sehr großer Stapel mit Holz wurde von einem total vermummten Mann mit schwerem Atemschutz mit Gift gegen den Borkenkäfer eingesprüht. Dieses Holz wird dann weiter verarbeitet, auch zu Rindenmulch.
Ja, so ist das leider. Borkenkäferholz muss entweder sofort aus dem Wald transportiert werden, wenn das nicht möglich ist, muss die Giftspritze ran.
Liebe Grüße, die Gela

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Freitag, 30. April 2021 08:50
von mariapilz
oh, das mit dem Käferholz wusste ich nicht. Was ich aber weiß, ist dass Nutzholz sofort nach dem Schlägern - im großen Stil - chemisch behandelt wird, um Weißfäule und/oder Blaufäule zu verhindern. :|

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Freitag, 30. April 2021 22:21
von Nesel
Tjo, zu früh gefreut. :(

Habe heute mit dem Holztechniker meines Vertrauens telefoniert, ging eigentlich um was anderes aber ich hab dann das Thema Rindenmulch mal angesprochen. Ich fasse mal die 20 Minuten zusammen:
  • Er kennt das aus seiner täglichen Praxis nicht, kann sich aber gut vorstellen, dass man das bei Nadelhölzern in unserer Gegend teilweise macht.
  • Rindenmulch aus nicht-vertrauenswürdiger/unbekannter Quelle würde er grundsätzlich nicht als Pflanzsubstrat für Essbare Pflanzen verwenden, weil da aller "Dreck" verwendet wird.
  • Wenn man Rindenmulch für sowas verwenden will, sollte man sich das vom Sägewerk des Vertrauens holen du da auch den Verwendungszweck benennen. Vielleicht geht auch Bio Rindenmulch, das kann er nicht beurteilen.

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Freitag, 30. April 2021 23:06
von Mycelio
Hallo zusammen,
habe nach dem ersten Schreck zu den zugelassenen Spritzmitteln wg. Borkenkäfern recherchiert und erleichterndes gefunden. Es sind ausschließlich Pyrethroide zugelassen, also Stoffe die ursprünglich aus Chrysanthemen stammen und inzwischen chemisch hergestellt werden. Sie dürfen im Anbau von Obst, Gemüse und Getreide eingesetzt werden (bis ca. fünf Wochen vor der Ernte, natürliche Pyrethroide auch im Öko-Anbau!), werden als Bio-Schädlingsbekämpfungsmittel für Hobbygärtner verkauft, finden sich in Mitteln gegen Läuse, Flöhe und Krätze, bei der Imprägnierung von Wollteppichen, Moskitonetzen und in diesen Elektroverdampfern gegen Mücken und Fliegen, die gern in Wohn- und Schlafräumen eingesetzt werden.
Pyrethroide besitzen
• geringe Warmblütertoxizität
• keine kanzerogene Wirkung
• keine negative Auswirkung auf die Fortpflanzung
• keine fruchtschädigende Wirkung
• keine verändernde Wirkung auf das Erbgut,
sind nicht bienengefährlich und werden mit der Zeit abgebaut.
Klar, unbehandelt ist immer besser, aber beim einmaligen Verzehr von Mulchmorcheln würde ich persönlich wegen Pyrethroiden keine Gefahr sehen.

LG, Carsten

PS: Den letzten Beitrag von Nesel sehe ich jetzt erst.


Noch ein paar Links:
Waldschutzinfo Nr. 03 / 2021 – Start Borkenkäfer-Saison; Zulassungssituation; Kernkäfer in Eiche:
https://www.nw-fva.de/fileadmin/user_up ... tation.pdf

WALDSCHUTZ–INFO 1/2007 (Neuauflage des WALDSCHUTZ-INFOs 2/2005)
Informationen zur Ökotoxikologie der Insektizide, die bei der Borkenkäferbekämpfung eingesetzt werden:
https://www.fva-bw.de/fileadmin/publika ... 007_01.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrethroide

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Sonntag, 02. Mai 2021 11:04
von Monti
Erwähnen könnte man auch noch, dass die Behandlung wohl hauptsächlich bei Fichten in Frage kommt. Oft besteht Rindenmulch ja aus Kiefern/Pinienrinde.
GrafDracula hat geschrieben: Mittwoch, 28. April 2021 06:50 Die Spitzmorchel ist einer der besten Speisepilze überhaupt, jedoch roh giftig ... beim Trocknen oder Kochen zersetzen sich die giftigen Inhaltstoffe aber.
Ich habe vorletzte Woche das erste mal welche gefunden, wild im Nordschwarzwald. Nach Zubereitung in einer leichten Rahmsoße muss ich sagen, dass ich den Hype weniger nachvollziehen kann. Sie schmecken wirklich gut aber ich würde doch ettlichen anderen Pilzen den Vorzug geben. Ok, die Soße wird vollmundiger als mit manch anderen Pilzen. Und zu der Zeit wächst fast sonst nichts. Insofern sind sie schon besonders.

Re: Was wächst denn da bei den Pfingstrosen?

Verfasst: Dienstag, 11. Mai 2021 23:23
von Nesel
Mycelio hat geschrieben: Freitag, 30. April 2021 23:06 PS: Den letzten Beitrag von Nesel sehe ich jetzt erst.
Monti hat geschrieben: Sonntag, 02. Mai 2021 11:04 Erwähnen könnte man auch noch, dass die Behandlung wohl hauptsächlich bei Fichten in Frage kommt. Oft besteht Rindenmulch ja aus Kiefern/Pinienrinde.
Danke! Ich denke ich spreche das Thema mit den Infos von Carsten und Monti nochmal bei meinem Holztechniker an. Gut möglich, dass er da nur so aus dem Bauch raus was gesagt hat. So ganz neutral war meine Frage bestimmt auch nicht formuliert, weil ich da eine Person in einer Hazmat Suite im Wald stehend vor Augen hatte.