Pilzsubstrat aus China - Bedenken?

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Pilzsubstrat aus China - Bedenken?

Beitrag von Smint » Dienstag, 20. Juli 2021 12:05

Hallo kulturpilz-Forum,

Ich bin in Bayern ansässig und kalkuliere gerade die Rentabilität eines Austernpilzgeschäftes. Ich habe bei meiner Recherche verschiedene bereits beimpfte Substratbeutel aus China für einen sehr geringen Preis pro Stück gefunden.
Hat hier jemand Erfahrung mit diesen Substraten? Sind die (oft sehr hoch klingenden) Angaben zur Ernte realistisch? Wie ist die Qualität? Gibt es Probleme mit Schimmel oder Probleme mit der Fruchtkörper nach längerer Transportzeit? Irgendwelche weiteren Bedenken?

Wenn du zufälligerweise einen vertrauenswürdigen Lieferanten für Substrate kennst, würde ich mich freuen mit diesem sprechen zu können.

Liebe Grüße :)
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Mycomane
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Re: Pilzsubstrat aus China - Bedenken?

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 20. Juli 2021 15:00

Ich habe bei meiner Recherche verschiedene bereits beimpfte Substratbeutel aus China für einen sehr geringen Preis pro Stück gefunden.
Habe keinerlei Recherchen bezüglich so etwas unternommen. Keine Ahnung von den Preisen...
Irgendwelche weiteren Bedenken?
Ja, Substratbeutel einmal um den Globus zu schicken finde ich aus ökologischer Sicht äußerst ungünstig.
Genauso sinnfrei finde ich natürlich, wenn deutsches Fleisch nach China, oder Afrika geschickt wird.

Mir reicht schon, wenn holländische oder pollnische Pilze als Substratsäcke importiert werden, um dann "Made in Germany" drauf zu schreiben.
Nichts gegen Holländer oder Polen, aber mir ist nicht ganz klar, wo der Vorteil dabei liegt, außer, dass dort eine riesige Industrie noch etwas mehr Geld verdient als sie es ohnehin tut. Ich bin froh, wenn es noch einzelne Bauern in Deutschland gibt, (wie es auch in jedem anderen Land sein sollte) und diese in der Lage sind "wirtschaftlich" zu arbeiten, Geld zu verdienen und „mein Essen“ zu produzieren und liefern zu können, auch wenn es in China in irgendeinem Hafen einen Stau von Container-Schiffen gibt.

Die Qualität von Pilzen leidet bereits bei deutscher Produktion darunter vom Erzeuger bis in den Supermarkt (unter unpilzlichen Bedingungen) gefahren zu werden. Warum sollten sie dann noch weiter fahren müssen als notwendig?

Hat hier jemand Erfahrung mit diesen Substraten? Sind die (oft sehr hoch klingenden) Angaben zur Ernte realistisch?
Das Maximum jeder (einzelnen ersten Pilzernte) wird maßgeblich von der Feuchtigkeit des Substrates bestimmt.
Ganz einfach, weil der Pilz zu ca. 90% aus Wasser besteht.
Diese Feuchtigkeit des Substrates hat ein Maximum.
Von einem Substratballen kannst du nur erneut ernten bzw. mehr ernten, wenn du zusätzlich mehr Wasser hinzugibst. Der Pilz wird zwar bei der ersten Ernte nicht alles Wasser komplett verbrauchen, so dass du auch eine zweite oder dritte (meist viel kleinere) Erntewelle erhalten kannst, aber dann ist Schluss, wenn du nicht zusätzlich Wasser hinzugibst, egal, wie viele sonstigen Nährstoffe dein Substrat hat.
Das zusätzliche Wässern kann oft Probleme mit Schimmel etc. bringen je länger du eine Kultur aufrechterhalten möchtest bzw. umso mehr je mehr Kraftfutter im Substrat ist, das nicht bei der Ersten Ernte aufgebraucht wird. Bei extensiven Kulturen wie auf Baumstämmen ist das nicht so kritisch.
Insgesamt musst du dich auch fragen, ob es wirtschaftlich ist, das letzte Gramm Pilze aus einem Beutel heraus zu kitzeln, oder ob es besser ist deine Räumlichkeiten mit frischen Kulturen zu bestücken und damit größere Ernten pro Zeit einzufahren...
Bla bla, bla ...

Also lieber Beutel vom Bauern nebenan kaufen und zügig ernten, um neue Beutel aufzustellen...
Das machen die Meisten erfolgreichen Betriebe so, weil sie begrenzten Platz und begrenzte Möglichkeiten der Klimatisierung ihrer Innenräume haben, und weil die Mitarbeiter, die Pilze ernten, so nicht Kilometer weit laufen müssen, um irgendwo noch 2,5g Pilz abzuschneiden, der bei der 5. Erntewelle wächst.

Schöne Grüße
Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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