Pioppino mit wenig Ertrag

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DasDingo
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Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von DasDingo » Mittwoch, 08. September 2021 09:46

Guten Tag zusammen,

neulich habe ich mal wieder Pioppino Blöcke zum Fruchten aufgestellt. Vom Beimpfen an bis zum Anfang des Fruchtens hat es auch alles prima geklappt.
Jedoch bin ich mit dem Ertrag aller 5 Blöcker sehr unzufrieden, da sich dieser lediglich zwischen 100 und 150 g bewegte bei der ersten Welle.
Ein Block hat die zweite Welle hinter sich und brachte es dabei auf 70g...

Ich hatte schonmal Pios und die lieferten bei weitem mehr Ertrag und auch die Fruchtkörper waren damals nicht so weit verstreut wie auf den unteren Bildern erkennbar, sondern eher in Trauben zusammen angeordnet.
In den bisherigen Threads ist eine weite Streuung des Ertrages erkennbar aber eine Lösung wurde dabei nicht gesucht/gezeigt falls der Ertrag gering war.


Das Substrat besteht aus meinem Standard:
200g Kleie
200g grobe Buchenchips
600g feine Buchenspäne
1000g Wasser
Sterilisiert und mit Körnerbrut beimpft.

Licht schließe ich jetzt mal eher aus da es sogar mehr Beleuchtung ist als bei meinem ersten gelungenem Pio Versuch.
Bleibt mal wieder das CO2 als Grund übrig, oder hat jemand weitere Ideen?

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Viele Grüße
Bastian
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 08. September 2021 15:14

Hallo Bastian,

bei 20% Kleie und zusätzlich Körnerbrut sollte es jedenfalls nicht an den Nährstoffen liegen.

Für Holzsubstrate mit 1000g trockenen Bestandteile kommen mir 1000ml Wasser sehr wenig vor.
Wenn ich von ca. 10% Restfeuchte ausgehe, bleiben 900g und insgesamt 1100g Wasser, also letztendlich 55% Wassergehalt im Substrat. Üblich sind eher 60 - 65%. Da würde ich 1200ml oder mehr nehmen, aber schau besser nochmal, was andere empfehlen.

Weiterhin würde ich die Blöcke nicht komplett auspacken, sondern nur oben aufschneiden und ein paar Zentimeter Rand stehen lassen. Dann müssen die Pilze mehr in Trauben wachsen, die Blöcke verdunsten weniger Wasser und weniger Fläche kann kontaminieren.

Zuviel CO2 könnte für die langen Stiele verantwortlich sein. Auf den ersten Blick hätte ich vermutet, dass die Pilze das Licht suchen. Nicht, dass es bei deinem ersten Versuch im Gewächshaus leerer war und jetzt vom vielen Licht trotzdem weniger bei den Blöcken ankommt.

LG, Carsten
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von DasDingo » Donnerstag, 09. September 2021 18:21

Danke Carsten für die zahlreichen Tipps.

Hatte die Blöcke nun zum zweiten mal aufgestellt und heute geernet.
Der Ertrag war mit 100g pro Block wieder nicht der Renner.

Jedoch hatte ich in der Zwischenzeit meine Frischluftversorgung ausgebaut und deutlich verbessert. Die Stiele sind zwar immernoch lang aber das Wachstum sieht deutlich besser aus (Verhältnis Stiel:Hut und allgemein nicht mehr so "wirr" gewachsen sondern schön als Traube).

Licht und CO2 würde ich daher ausschließen für den niedrigen Ertrag und meine nächsten Blöcke die schon beimpft sind wie von Carsten erwähnt nicht komplett öffnen. Mache ich normalerweise sowieso, habe keine Ahnung warum diesmal nicht...

Mit dem Wassergehalt hast du mich erwischt, das hatte ich am Anfang meiner Pilzkarriere mal grob überschlagen und dachte ich komme bei 65% raus, aber habe falsch gerechnet. Jetzt bitte niemandem sagen dass ich wegen meiner Ausbildung Wassergehalte berechnen können sollte :roll:.
Werde auf jedenfall mal Experimente mit mehr Wasser machen, die Körnerbrut dafür ist auch schon am wachsen.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder der zweiten Welle.

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Danke für die Tipps und einen schönen Abend noch.
Viele Grüße
Bastian
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von Mycelio » Freitag, 10. September 2021 21:01

Hallo Bastian,

gerne, so etwas passiert einem immer wieder mal. Ist doch gut, dass wir eine Ursache gefunden haben und du die Belüftung jetzt auch besser hinbekommst.
Die Bilder sind leider gerade nicht sichtbar. Scheinbar hat directupload gerade irgendein Problem.

LG, Carsten
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von Mykoma » Donnerstag, 03. November 2022 18:40

Hallo DasDingo und alle anderen,

der Thread ist zwar schon etwas älter, seit meiner Anmeldung ist aber auch ein bisschen Zeit vergangen :D
Zum Pioppino habe ich einen Wildklon in meinem Sortiment, den ich zu Anfang auch auf Buchenholz kultiviert habe.
In einem Gemisch von Spänen (die gepressten Buchenholzbriketts), Chips und auch 20 % Weizenkleie lieferte dieser ca. 80 % BE mit zwei Erntewellen. Beimpft wurde mit Buchenchipsbrut (top spawn), keine Deckschicht, ~65% Wasser (ich gehe auch immer von 10 % Restfeuchte im Holz aus).

Danach habe ich mal Durchwachstests mit Stroh/Buche und auch reinem Stroh durchgeführt und konnte für meinen Stamm beobachten, dass er auf Stroh ziemlich gut wuchs - also habe ich auch mal einen Testansatz mit reinem Stroh fruktifizieren lassen: 70-75 % BE.

Ohne Zusätze dachte ich, das geht noch besser und habe mich dann anstatt Kleie für Sojamehl entschieden:
ACY_Soja.png
Das waren leider nur Einfachansätze und das C/N-Verhältnis war auch nur geschätzt, aber ein gewisser Trend ließ sich ableiten - da ich schon Vorversuche mit Soja angestellt hatte, wollte ich auch mal den Effekt der Substratdichte untersuchen und habe ein Mischrezept unter verschiedenen Kompressionsgraden durchgeführt:
ACY_So_Dichte.png
Zur besseren Übersicht dann noch grafisch dargestellt:
ACY_So_Dichte_grapg.png
Neben der angenehmen BE hat die Substratdichte wohl keinen Einfluss auf die Ausbeute bei (meinem) Pio zu haben, aber die BE-Werte für diesen Stamm scheinen auf dem richtigen Substrat doch schon über dem, was ich bisher so gelesen habe :shock:

Umso ernüchternder gestaltete sich, dass ich mit meinem "bewährten" Rezept dann mit einem neuen Sack einer (anscheinend) anderen Charge derselben Marke die Werte nicht im Ansatz reproduzieren konnte :roll:
Hier hatte ich trotz der "guten Mischung" i.d.R. nur ca. 80 % BE - die Strohpellets dieser Charge waren auffällig heller, als die vorherigen und stammten wohl aus einem anderen Rohstoff... aktuell werde ich versuchen, verschiedene Strohpellets zu durchforsten - dieses Mal zwecks Reproduzierbarkeit dann in Doppel- oder Dreifachansätzen - da die Herkunft offensichtlich einen erheblichen Unterschied macht und Stroh nun mal nicht gleich Stroh ist :evil:

Ich hoffe, ich konnte ein paar nützliche Infos beitragen,
mykoma
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von malda » Sonntag, 06. November 2022 09:40

Hola! :shock:
Das sieht richtig professionell aus – top! Danke für den Beitrag. :!:
Wie hast Du denn die C/N Verhältnisse abgeschätzt und was bedeuted SO in der Tabelle?
VG
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von Mykoma » Sonntag, 06. November 2022 15:37

Hallo malda,

vielen Dank für die Blumen - für sowas ist ein Chemiestudium nun mal nicht ganz schlecht =)

SO in der Tabelle heißt Sojamehl, hatte das teilentfettete von Alnatura verwendet mit 41 % Protein.
Wie aus der Tabelle ersichtlich hatte ich ein Grund-C/N-Verhältnis von 60:1 im Stroh angenommen (nur als Richtwert, hier reichen die Werte von 50:1 bis über 100:1 und da der Sticksstoffgehalt über 80:1 nicht mehr wirklich ins Gewicht fällt, nahm ich mal 60:1 an). Da ich nur wenig Zuschlagsstoff mit hohem Proteingehalt hatte, habe ich rein dessen zusätzlichen Stickstoff aus dem Eiweiß (14 % N-Anteil) einfach ins Verhältnis zu dem Ursprungsverhältnis gerechnet - daher auch nur "überschlagen" :lol:
Im Endeffekt auch wenig aussagekräftig, da die Werte von Stroh an sich schon so stark streuen... korrekterweise hätte es hier natürlich einer Elementaranalyse der Rohstoffe bedurft, um den wahren C/N-Gehalt der Mischungen zu kalkulieren, aber so hatte ich eine grobe Basis für die Berechnung meiner Zuschlagsstoffmengen :mrgreen:

Grüße,
mykoma

P.S.: hier mal noch ein Bild von den Pios :)
Pio_Eimer.png
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Re: Pioppino mit wenig Ertrag

Beitrag von Mycelio » Montag, 26. Dezember 2022 17:03

Hallo zusammen,

auch ich finde diese systematische Herangehensweise toll!
...und überraschend, dass ein Pioppino auf Stroh mehr Ernte bringt, als auf Holz.
Natürlich muss man bei solchen Experimenten an allen Ecken und Enden schätzen und bei wenigen Ansätzen kann man vor lauter Zufall meist nur grob einen Trend erkennen, aber den kann man ja im nächsten Experiment genauer untersuchen. Dass die unterschiedliche Eignung der Strohchargen das alles über den Haufen wirft, ist natürlich mehr als blöd.

Bei so einem Wildklon wäre es sicher auch interessant, ob sich aus dessen Sporen nicht Stämme selektieren lassen, die auf den jeweiligen Substraten besser fruchten...
Da wünscht man sich gleich endlos Zeit, Platz und Material für viele Experimente.

Grüße, Carsten
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