Gluckenexperimente

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Dewald
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Dewald » Dienstag, 27. Dezember 2011 12:19

Hallo
Ein paar Bilder von der KG
Alle Gurkengläser sind gleich alt,und wurden oben beimpft.
Links daneben ist nichts es spiegelt nur das Fenster
Gurkenglas ohne Belüftung und ohne Kleie (die Impfstelle ist markiert). Wächst sehr schlecht.
Anscheinend spielt der Luftaustausch eine große/wesentliche Rolle.

Bild

Alle Gurkenglässer mit gefilterter Belüftung und reinen "Kieferspänen" mit Kleie. Wachsen bis jetzt sehr gut.
Hinweis ----Oft wird Duglasie oder Fichte und Tanne mit Kieferholz verwechselt, ----auch in Sägewerken!
.
Bild

Bild

Bild

Die schwarze Stelle ist Rinde.

Kieferholz in 5mm gespaltet und rund 2Tg eingeweicht.
Dann das Wasser und Kieferholz herraus.
Kleie rein, Holz dazu,Wasser dazu (Mischverhältniss bei 100 g kleie sind es 258g Wasserzugabe)
Sonst keine Zusätze.
80-90 Min mit 3 Ringen sterilisiert.
Gruß Dewald

Ps Körnerbrut war bei mir nicht optimal.

Bilder uploaded mit http://picr.de
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Mycomane
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 24. Juli 2012 16:43

Hallo liebe Leute,

ist schon lange nichts mehr von euren Glucken berichtet worden.
Ich hoffe die Glucken leben noch.
Hier mal Bilder von meinen Mini-Glucken.
Sind nur ca. 3cm groß, aber die typische Glucken-Morphologie ist schon schön zu sehen.
Werden leider in dem kleinen Behälter nicht wesentlich größer werden.
Hoffe es berichtet mal jemand wie es bei ihm weiterhin verlaufen ist.

Hier die Bilder:

Bild Bild Bild

schöne Grüße

Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Dewald » Samstag, 28. Juli 2012 21:49

Hallo Fabian
Ich habe deine Gluckenbilder späht gesehen.
Ich finde Sie sind "Weltklasse". :D
Respeckt :!:

Meine machen bis jetzt noch keine weiteren Fortschritte.
Gruß Dewald
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Samstag, 20. Februar 2021 13:49

Habe gerade die Bilder in meinen alten Beiträgen in diesem Thread restauriert.
Dabei fällt mir auf, dass eines fehlt, nämlich das hier vom 23.12.2011:
IMG_1614.JPG
Das Glas mit der Klonkultur stand mit gelockertem Deckel in einer luftdicht schließenden Box, die ich alle paar Tage mal öffnete. Das Gluckenmyzel war am Glasrand emporgewachsen. Da ich irgendwann mal geschüttelt hatte, fand es auf dem Weg nach oben immer wieder kleine Snacks in Form von Substratkrümeln.
IMG_1618.JPG
Leider hat sich der Fruchtkörper damals nicht weiter ausdifferenziert, denn dann kam eine neue Welle der Milben...

LG, Carsten
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von mariapilz » Samstag, 20. Februar 2021 21:31

wow! fruchtungsfreudige Kultur. Die Box stand immer bei Zimmertemperatur?

Dann kann man davon ausgehen, dass sie auch bei höheren Temperaturen fruchtet und auch hohes co2 sie nicht daran hindert.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycomane » Samstag, 20. Februar 2021 22:11

Na ja Maria,

dass die Kultur fruchtungsfreudig war, muss gar nicht unbedingt so gut sein.
Muss mir deine Kulturen gleich nochmal ansehen.

Generell finde ich es gar nicht schlecht, wenn man irgendwie steuern kann, wann oder wo sie fruchten soll.
Wenn sie fruchten möchte, bevor das Substrat richtig durchgewachsen ist, wie bei Carsten, dann besteht deutliche Kotaminationsgefahr, wenn man den Deckel bzw. Beutel öffnet. Das ist nicht wünschenswert.
Wenn sie bei jeder Temperatur fruchtet, auch wenn man es (noch) gar nicht möchte, ist das auch nicht so schön.
Vor allem nicht, wenn sie überall anfangen kann zu fruchten wie z.B. teilweise auch bei Harry (Tukker) z.B. unten im Glas.
Da würde ich mir doch vielleicht lieber einen Strain wünschen, der bei Raumtemperatur nicht fruchtet, brav das Ganze Substrat besiedelt, und dann, wenn man die Temperatur absenkt und den Beutel entfernt, anfängt zu fruchten.

Aber beides hat sicher vor und Nachteile.

Schöne Grüße,
Fabian
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycomane » Samstag, 20. Februar 2021 22:18

... Verdammt, Carsten!
Immer diese Milben! :evil:
Vielleicht sollte man sich Raub-Milben zum Pilzschutz zulegen. 8) 8)
Die haben bestimmt diese fiesen Pilz-Milben zum Fressen gern. :mrgreen:
Ich glaube du bekommst von mir zum Geburtstag ein paar Raubmilben, damit so etwas nicht nochmal passiert. :wink:

Schöne Grüße,
Fabian
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 21. Februar 2021 01:39

Danke, aber ich bleibe lieber dabei, die Milben von meinen Pilzkulturen fernzuhalten.

Und ja, die wuchsen damals bei Zimmertemperatur. Übrigens fruchtete die einzige Glucke, die ich jemals selbst im Wald gefunden habe im Sommer (Ende Juli) bei knapp 30°C.

Bzgl. Verhinderung der vorzeitigen Fruchtung sollte es mehrere Möglichkeiten geben. Das muss ich noch austesten.
Überlegt doch mal, wie Glucken auf Agar auf verschiedene Zuckerkonzentrationen reagieren.
Dann könnte man das Substrat verdichten, schmalere Gläser verwenden, welche von oben intensiver belüftet werden, möglichst wenig Licht an die Kulturen lassen, weniger Substrat verwenden, etc. pp..

LG, Carsten
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Mittwoch, 17. März 2021 17:14

Ich bin gerade dabei mir ein paar neue Ansätze mit der Glucke zu überlegen und habe mir daher nochmal die alten Glucken-Beiträge angeguckt. Dabei bin ich auf was Interessantes gestoßen, worauf ich, wenn ich näher darüber nachdenke vielleicht auch gestoßen bin ohne es zu wissen/zu hinterfragen:
Mycelio hat geschrieben: Sonntag, 31. Oktober 2010 23:43 Daß frisches Kiefernholz nicht gut funktioniert, habe ich schon mehrmals gelesen. Es muß irgendwelche Stoffe enthalten, welche die Glucke behindern. Es gibt da so ein japanisches Patent auf eine Methode, bei der Lärchenspäne zuerst zwei Stunden in Wasser ausgekocht werden, bevor sie zusammen mit Kleie als Gluckensubstrat verwendet werden können. Ich denke, daß in der freien Natur zuerst Mikroben diese Hemmstoffe abbauen, bevor Glucken auf Kiefernholz wachsen können. Da viele der typischen Nadelholzpilze auch auf Laubholz wachsen, würde ich zuerst mal Buchenspäne testen.
oder
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 08. Januar 2011 17:57 Ich bin mir immer noch sicher, daß in der freien Natur im Kiefernholz zuerst die Hemmstoffe abgebaut werden müssen, damit das Gluckenmycel gut wachsen kann. Hatte letztens eine Studie gelesen, in der ein wässriger Extrakt aus frischem Nadelholz das Mycelwachstum von Glucken auf ein Drittel reduzierte. Das paßt auch gut zu der asiatischen Methode, Nadelholzspäne (meist Lärchenholz) gründlich abzukochen und das Wasser wegzugießen.
Hast Du dazu vielleicht die Zitate/Links? Das würde ich mir gerne mal im ganzen durchlesen.

Die Glucke wächst auf meinem sterilisierten Grundsubstrat ja ganz ok, wenn auch sehr, sehr dünn. Da mich aber prizipiell ja eher pasteurisierte Substrate interessieren habe ich das gleiche Substrat natürlich auch mal pasetuerisiert mit der Glucke getestet. Das habe ich aber auch nur ein einziges mal gemacht, weil das Ergebnis böd war :( : die Glucke kommt mit dem gleichen Substrat, wenn es „nur“ pasteurisiert (in dem Fall „mikrowellisiert“) ist überhaupt nicht zurecht – und zwar wirklich gar nicht!
Ich hatte mir darüber zunächst keine großen Gedanken gemacht und dachte dass dies vielleicht daran liegt, dass da doch noch irgendwelche Mikroorganismen sind die die Glucke stören. Wenn ich aber näher darüber nachdenke ist die Erklärung mit den Hemmstoffen viel naheliegender/plausibler und würde diese völlige Wachsutumsverweigerung bei meinem pasteurisiertem Substrat sehr gut erklären => die Temperatur bzw. Dauer der Behandlung war einfach zu kurz um die Hemmstoffe zu zerstören. Wenn dem wirklich so ist, wirft das bei mir natürlich neue Fragen auf. Wie um Himmels Willen schafft es die lahme Glucke in der Natur ihr Substrat zu besiedeln? Wenn es wirklich diese Hemmstoffe gibt, kann ich diese zerstören/entfernen, kann ich mein Substrat auch irgendwie anders vorbehandeln (anders als „Hitze“), so dass die Glucke es besiedeln kann? :?: :shock:
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 17. März 2021 22:31

Hallo Dietmar.
leider kann ich mich nicht mehr an den Titel dieser Veröffentlichung erinnern. Auf die Schnelle finde ich sie auch nicht mehr wieder. Ich glaube das Patent war das, welches auch ein Substratrezept mit Mehl, Honig und Banane enthielt. Such doch mal mit:
https://scholar.google.de/

Soweit ich mich erinnere, ließen sich die betreffenden Hemmstoffe aber nicht durch Hitzebehandlung zerstören. Sie gingen bei längerem Kochen ins Kochwasser über und ließen sich dann zusammen mit dem Wasser entfernen.

malda hat geschrieben: Mittwoch, 17. März 2021 17:14 Wie um Himmels Willen schafft es die lahme Glucke in der Natur ihr Substrat zu besiedeln?
Das wollte ich neulich hier erklären.
Mycelio hat geschrieben: Donnerstag, 11. März 2021 23:58 Die Tatsache, dass Glucken frische Nadelholzspäne nicht gut besiedeln können, der Effekt aber verschwindet, wenn man die Späne abkocht und das Kochwasser fortgießt, spricht auch dafür, dass im Holz eingelagerte Hemmstoffe von Mikroben abgebaut werden, bevor die Glucke das Holz besiedelt.

Und zuguterletzt:
malda hat geschrieben: Mittwoch, 17. März 2021 17:14 Wenn es wirklich diese Hemmstoffe gibt, kann ich diese zerstören/entfernen, kann ich mein Substrat auch irgendwie anders vorbehandeln (anders als „Hitze“), so dass die Glucke es besiedeln kann?
Fritz hatte früher mal mit aerober Kompostierung herumexperimentiert. Da braucht es für die Sebsterhitzung aber wieder größere Mengen und das richtige Maß an Nährstoffen und Belüftung.
Vielleicht kann auch ein anderer Speisepilz die Hemmstoffe abbauen?
Du kannst doch auch Strohpellets untermischen und/oder Laubholz verwenden. Wäre das nicht viel einfacher?
LG
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Mittwoch, 17. März 2021 23:19

Mycelio hat geschrieben: Mittwoch, 17. März 2021 22:31 Hallo Dietmar.
leider kann ich mich nicht mehr an den Titel dieser Veröffentlichung erinnern. Auf die Schnelle finde ich sie auch nicht mehr wieder. Ich glaube das Patent war das, welches auch ein Substratrezept mit Mehl, Honig und Banane enthielt. Such doch mal mit:
https://scholar.google.de/
Hallo Carsten,
Hab's! Banane hat geholfen :D
https://patents.google.com/patent/US6212822

Ja, das Koch Wasser wird immer entfernt, aber es wird nicht wirklich näher darauf eingegangen. Und Autoklavieren soll auch helfen, wenngleich mir da nicht ganz klar ist was sie danach genau gemacht haben. Ich gucke mir das vielleicht auch mal an so gut das halt bei mir im Keller geht....
Mycelio hat geschrieben: Mittwoch, 17. März 2021 22:31 Du kannst doch auch Strohpellets untermischen und/oder Laubholz verwenden. Wäre das nicht viel einfacher?
LG
Vielleicht. Ganz auf Kiefer/Lärche möchte ich aber nicht verzichten, ich denke mir halt irgendeinen Vorteil muss Lärche oder Kiefer ja haben sonst würde man die Glucke auch an Laubholz finden...
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 17. März 2021 23:55

Ich hatte es so verstanden, dass die Hemmstoffe bei Überdruck und 121°C schneller ins Wasser übergehen. Ist aber schon ne Weile her.

Der Vorteil bei Nadelholz könnte auch einfach nur die geringere Konkurrenz sein.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Samstag, 20. März 2021 14:33

Zur besseren Übersichtlichkeit wurden ein paar Beiträge hierhin verschoben.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Samstag, 27. März 2021 22:41

Liebe Gluckenfreunde,

dachtet ihr auch schonmal daran, dass euch ein Myzel verarscht? Wenn ich nicht wüsste, dass die Glucke ein schwieriger Fall ist, dem schnell mal irgendwelche Nährstoffe ausgehen, würde ich sie verdächtigen, mich hinters Licht führen zu wollen.
Aber gut, ich wollte ja berichten, was bei mir der Stand der Dinge ist.
Dank Dietmar und Maria kann ich nun auch mit dem Myzel herumexperimentieren, welches im Herbst 2019 von ABMkoch geklont und im Forum verteilt wurde. Vielen Dank auch an ihn, vielleicht schaut er ja irgendwann mal wieder bei uns rein.
Mein erstes Ziel war es, eine Agarmischung zu finden, auf der das Gluckenmyzel kräftig und vor allem sichtbar die Oberfläche besiedelt, ohne am Impfstück übermäßig zu wuchern. Dafür erschien es mir sinnvoll, wenig oder keinen Zucker einzusetzen, sowie Geers Hinweise bzgl. Haferflocken aufzugreifen. Also musste OYA her, bzw. Oat-Yeast-, bzw. Haferflocken-Hefeextrakt-Agar nach folgendem Rezept:
1000ml H2O
15g Agar-Agar
20g Haferflocken
2g Hefeextrakt
erweitert wegen zusätzlicher Mineralien:
+2g Kaffeepulver
Die wenigen Zutaten hatte ich sowieso schon, auch wenn die Haferflocken schon älter und der Hefeextrakt uralt und klumpig waren. Dummerweise hatte ich keinerlei Erfahrung mit der Herstellung von Nährböden, aber wer lässt sich schon von derlei Kleinigkeiten abschrecken?
Mein Tip: Wer Haferflocken zerkleinert, um sie besser auskochen zu können, sollte besser nicht vorhaben, die schleimige Brühe hinterher zu filtern.
Den Rest dieser Slapstick-Nummer erspare ich euch mal.
Vor genau drei Wochen konnte ich dann probeweise zwei OYA-Petris beimpfen, zum Vergleich zusätzlich eine fertig gekaufte mit Kimmig-Agar nach diesem Rezept:
1000ml H2O
15g Agar-Agar
15g Pepton
19g D(+)Glucose
1g Natriumchlorid
6,1g Glycerin (5ml)
Aufgrund mangelnder Erfahrung im Umgang mit Nährböden kam ich auf so schlaue Ideen wie:
- Wenn das Impfstück so hartnäckig am Skalpell klebt, kommt es eben kopfüber auf den Agar. Dann ist das Myzel auch gleich da, wo es hin soll.
- Andrücken schadet sicher nicht.
Nun... da mein OYA zwar fest wurde, aber dennoch sehr weich blieb, bog er sich leicht nach unten und es trat Flüssigkeit aus. So gelang es mir, das arme Gluckenmyzel zwischen zwei Agarschichten einzuklemmen und es gleichzeitig in einer Pfütze unter Wasser zu drücken. Was für ein Erfolg! :lol:
Seltsamerweise gefiel es den Hyphen dort nicht und es dauerte fünf Tage, bis sie ringsum aus dem Agar des Impfstückes wuchsen. Nur zwei Tage später fing das Myzel an, zu schwitzen
IMG_20210313.jpg
und brach ein paar Stunden später in sich zusammen. Da ich auch in der Petri, aus der ich überimpft hatte, um die Löcher herum ebenfalls Tröpfchen sah, war ich mir sicher, die Kultur irgendwie beim Überimpfen mit dem Skalpell verseucht zu haben. Während ich immer wieder nach Anzeichen von Bakterien suchte und keine fand, begann das Myzel auszuschwärmen und den neuen Agar fast unsichtbar zu überwachsen. Nach mehr als einer Woche verdichtete es sich im Zentrum.
IMG_20210325_002400.jpg
Mittlerweile glaubte ich nicht mehr an eine Konti, sondern eher an ein Nährstoffproblem, wegen dem sich das Luftmyzel opfert, damit unten der Agar besiedelt werden kann. Zumindest hätte diese Idee eine gewisse Logik.

Gestern erblickte ich dann folgendes:
IMG_20210327_151152.jpg
:shock: Die selbe Petri, zwei Tage Unterschied... äh... was zum Henker...
Hier kann ich mir nun absolut keinen Reim darauf machen. Künstlerisch begabte Milben, die an ausgewählten Stellen Hyphen fressen, waren jedenfalls nicht auszumachen.
Hat jemand so etwas schonmal gesehen oder eine Idee dazu?
Was auch immer da abgeht, dieser OYA scheint doch zu nährstoffarm zu sein, so dass sich das Gluckenmyzel seltsam verhält.

Auf dem Kimmig-Agar passierte nichts derartiges. Da ist das Myzel immer noch puschelig und beginnt gerade erst, die Fläche zu besiedeln.
20210325_002732.jpg
Zwischendurch goss ich neue Nährböden nach einem erweiterten Rezept:
1000ml H2O
20g Agar-Agar
20g Haferflocken
10g Malzextrakt
10g Hefeextrakt
5g Pepton
4g Aktivkohle
Die wurden beim Abkühlen fester.
Als Ersatz für Pepton musste ein Proteinpulver für Sportler herhalten, leider verströmt das immer noch ein seltsam künstliches Erdbeeraroma... Von der Aktivkohle hatte ich Stücke im Mörser zerkleinert, um den Agar dunkler zu färben und feines Myzel besser sehen zu können.
Acht Tage nach der ersten Aktion wurden drei davon mit Agarstücken aus der ursprünglichen Petri beimpft.
Diesmal lagen die Impfstücke aber auf einer ihrer Seitenflächen und wurden nicht angedrückt. Ich bin ja durchaus lernfähig...
Hier gab es keinerlei Probleme. Die ersten Hyphen erschienen schon nach knapp zwei Tagen und die Flächenbesiedelung begann abenfalls viel früher als auf OYA.
IMG_20210327_152012.jpg
Hauchdünnes Myzel wäre auf dem dunklen Nährboden gut zu erkennen gewesen, aber hier wächst es von Anfang an viel kräftiger.
IMG_20210327_152102.jpg
Wenn jetzt nicht wieder etwas schräges passiert, wird das wohl mein Lieblingsagar für Glucken.

Das soll mal für heute reichen. Morgen schreibe ich mehr zu den kleinen Substratgläsern.
LG
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Sonntag, 28. März 2021 10:31

Aha - die ersten Früchte des neues Sterilbereichs. :D
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 27. März 2021 22:41 dachtet ihr auch schonmal daran, dass euch ein Myzel verarscht? Wenn ich nicht wüsste, dass die Glucke ein schwieriger Fall ist, dem schnell mal irgendwelche Nährstoffe ausgehen, würde ich sie verdächtigen, mich hinters Licht führen zu wollen.
Ja, ich finde sie auch sehr eigen und unberechenbar und das gepaart mit unendlicher Langsamkeit (gibt's das Wort überhaupt?). :shock:
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 27. März 2021 22:41 Mein erstes Ziel war es, eine Agarmischung zu finden, auf der das Gluckenmyzel kräftig und vor allem sichtbar die Oberfläche besiedelt, ohne am Impfstück übermäßig zu wuchern. Dafür erschien es mir sinnvoll, wenig oder keinen Zucker einzusetzen, sowie Geers Hinweise bzgl. Haferflocken aufzugreifen.
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 27. März 2021 22:41 Mein Tip: Wer Haferflocken zerkleinert, um sie besser auskochen zu können, sollte besser nicht vorhaben, die schleimige Brühe hinterher zu filtern.
Den Rest dieser Slapstick-Nummer erspare ich euch mal.
Hihihi - kann ich mir bildlich vorstellen, Haferflocken sind fies.... das durfte ich auch schon erfahren. :P
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 27. März 2021 22:41
Wenn jetzt nicht wieder etwas schräges passiert, wird das wohl mein Lieblingsagar für Glucken.
Sehr gut! Hier scheint das Animpfstueck allerdings wieder etwas zu wuchern anzufangen - aber stört ja nicht wirklich solange die Platte auch besiedelt wird. Wäre interessant zu sehen, ob die Glucke auf deinen Medien schneller wächst als auf einem Standard Vergleichsmedium z.b. MEA Platten.

Mit dem Hefe Extrakt Platten kannst du übrigens super spielen und dir das Wachstum auf unterschiedlichen Kohlenstoff-Quellen anschauen - zumindest funktioniert das bei meinen Hefetabletten so, die ja mehr oder weniger das gleiche sind. Auf Hefe Extrakt alleine sollte die Glucke kaum wachsen, aber sobald du eine verwertbare C-Quelle zugibst startet sie.
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 27. März 2021 22:41 Das soll mal für heute reichen. Morgen schreibe ich mehr zu den kleinen Substratgläsern.
Da warte ich gespannt drauf.... :)
VG Dietmar
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